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Israelischer F-15 Kampfjet auf einer Air-Base.

© REUTERS/ISRAEL DEFENSE FORCES

Iranischer Angriff auf Israel: Gerade jetzt muss Frieden möglich gemacht werden

Bei aller Dramatik gibt es auch Zeichen der Hoffnung, die mehr sind als Utopie. Im Fokus stehen dabei einige arabische Staaten – und Deutschland.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wieder und wieder, denn die Hoffnung stirbt zuletzt: Wo Krieg ist, ist auch Frieden möglich. Selbst in Nahost, wo Feindschaft scheinbar nie enden will. Doch auch für die gilt, dass sie endlich ist wie die Menschen. Wenn die das nur sehen wollen.

Um sie in diesem Sinne sehend zu machen, ist keine Mühe zu groß. Der Angriff des Iran auf Israel darf sich nicht ausdehnen, der Konflikt darf nicht noch weiter gehen, als er ohnehin schon gegangen ist.

Weil sich diese beiden Staaten in ihrer Feindschaft zu verfangen drohen, müsste die Weltgemeinschaft mäßigend eingreifen. Und bis die sich einig ist: eine Gemeinschaft der Vernünftigen. Vernunft muss regieren, mit Besonnenheit gehandelt werden.

Denn wer sich auf Dauer bekriegt, verliert auch das, was er bewahren möchte. Das zeigen die Bilder des Grauens. Zerstörung baut Hass auf, nicht Nationen.

Die Hoffnung liegt auf einigen arabischen Staaten

Dass es geht, das Gegeneinander in ein Miteinander zu verwandeln, zeigen die Abraham-Abkommen in Nahost. In einem ersten Schritt waren es die zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Bahrein, später noch mit Marokko und dem Sudan. Ein Vertrag des Friedens, diplomatischer Beziehungen und vollständiger Normalisierung, im Bemühen um Toleranz und Respekt, um Austausch und Handel, im „Streben danach, Radikalisierung und Konflikte zu beenden“.

Arabische Staaten, die mit Israel mehr als die Abwesenheit von Krieg vereinbart haben, sondern Zusammenarbeit in Frieden. Darauf lässt sich aufbauen. Gerade jetzt.

Und es gibt Hoffnungszeichen: Israelischen Medien zufolge hat Jordanien, zusammen mit anderen befreundeten arabischen Staaten, angekündigt, jede Drohne aus dem Iran abzuschießen. Sie versuchen, die Drohnen im Irak und anderswo zu treffen.

400 bis 500 Drohnen aus dem Iran, dazu Marschflugkörper und ballistische Raketen, die außer aus dem Iran auch aus dem Libanon, dem Irak und dem Jemen gestartet wurden – auch die USA und Großbritannien sind in der Region in Alarmbereitschaft. Das zeigt die Gefahr noch einmal deutlich: die der Eskalation.

Bundesrepublik hat eine besondere Verpflichtung

Wo viele Mächte militärisch tätig werden, müssen dennoch manche den Frieden suchen. Unbedingt. Keine Frage, Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung; das ist völkerrechtlich verbrieft. Das Volk muss und wird sich wehren, schon gar, weil es nirgendwohin kann.

Aber Israel braucht zum Überleben nicht nur militärische Unterstützung, es hat auch das Recht auf Freunde, die Auswege aus der Not suchen. Friedliche Wege. Das muss zeitgleich geschehen, in der Geschwindigkeit raketengleich.

Hier hat die Bundesrepublik nicht nur eine Aufgabe, nicht nur die moralische Pflicht, sondern auch eine Chance. Sie will mehr Einfluss in der Welt nehmen – hier kann sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt für alle gewinnbringend einsetzen. Das Wirtschaftliche verleiht der Bundesrepublik zusätzlich Stärke: als Hinweis auf eine Win-win-Situation für eine prosperierende Zukunft.

Nötig ist dafür eine konzertierte Aktion mit den USA, der größten Macht, und Frankreich, für die tiefere Kenntnis der Region, dazu eine konzentrierte innerhalb der Regierungskoalition. Angesichts der Krisen dieser Welt gilt es umso mehr, Kräfte zu bündeln, innen und außen.

Wer immer mehr arabische Staaten gewinnt, Israel als Partner zu akzeptieren, und wer sich dazu selbst den Staaten der Region als Partner anbietet, trägt zugleich seiner historischen Verpflichtung gegenüber Israel Rechnung. Darin liegt die Chance: Aus der Verpflichtung heraus zu Verbundenheit und zur Verflechtung im gesamten Nahen Osten zu führen.

Durch Blick in Abgrund muss Umkehr möglich werden in Nahost

So würde mehr als die Gefahr für Israel durch den Iran eingehegt. Es wäre der Grundstein für eine Verbreiterung der Abraham-Abkommen gelegt, die eine friedvolle Entwicklung über die Region hinaus schaffte. Und es könnte als Perspektive dienen, den Gazakrieg zu beenden.

Denn Israel kann nach den Verwüstungen nie mehr Aufgaben in Gaza übernehmen; und Israel wird zugleich nach einem Rückzug nie mehr eine Übernahme durch die Hamas zulassen. Da müssten dann Jordanien, Ägypten und die Staaten des Abraham-Abkommens helfen, als Garantiemächte – und als Fundament einer Vereinbarung über Wiederaufbau, der viele mehr beitreten könnten.

Utopie? Die Mauer ist auch gefallen, wenige hatten noch die Hoffnung. Gerade jetzt, durch den Angriff des Iran, durch den Blick in den Abgrund, muss Umkehr in Nahost möglich werden. Jeder Krieg endet. Besser ist es, vorher Frieden zu gewinnen. Das ist jede Mühe wert.

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