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Anschlag

© dpa

Israel: Anschlag auf Religionsschule in Jerusalem

In Jerusalem sind Attentäter in eine Talmud-Schule eingedrungen und haben mit automatischen Waffen um sich geschossen. Mindestens acht Menschen wurden getötet. Im Gazastreifen wird die Tat bejubelt.

Dutzende Schüler wurden bei dem Angriff auf die jüdische Religionsschule verletzt oder erlitten einen Schock. Mindestens drei Schüler wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Zwei Bewaffnete stürmten am Abend die Talmud-Schule, feuerten wahllos um sich und richteten ein Blutbad an. Die Attentäter wurden von Polizisten erschossen; einer von ihnen soll einen Sprengstoffgürtel getragen haben, der aber nicht gezündet wurde. Einer der Attentäter wurde in der Schule erschossen, dem anderen gelang zunächst die Flucht. Er verschanzte sich in einem Nachbargebäude und wurde nach einem halbstündigen Schusswechsel mit der Polizei tödlich getroffen.

Angriff galt Studenten

Ziel der Attentäter war die Talmud-Schule (Jeschiva) Merkas Harav in dem von orthodoxen Juden geprägten Stadtviertel Kirjat Mosche. Die meisten der Opfer sind Studenten, die zum Studium jüdischer religiöser Schriften in der Schule waren. Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich mehrere hundert Studenten im Alter von 16 bis 30 Jahren in dem Gebäude auf.

An mehreren Orten im Gazastreifen kam es nach Bekanntwerden des Attentats zu spontanen Freudenkundgebungen und Hupkonzerten. Im Flüchtlingslager Dschabalija, das kürzlich Ziel israelischer Militärangriffe war, trafen sich die hunderte Menschen auf der Straße, über Lautsprecher wurden die Täter gepriesen. In den Hochburgen der radikalen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon waren Freudenschüsse zu hören.

Hamas spricht von "normaler Antwort"

Zu der Tat bekannte sich nach Angaben eines Senders der libanesischen Hisbollah-Miliz die bislang unbekannte Gruppe Kataeb Ahrar al Dschalil ("Brigaden der freien Männer von Galiläa"). Es handelt sich um die Gruppe des im Februar getöteten Hisbollah-Anführers Imad Mugnieh und der "Märtyrer" des Gazastreifens. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas bezeichnete den Anschlag als "normale Antwort auf die Verbrechen der Besatzungsmacht" Israel. Ein Bekenntnis zur Täterschaft seiner Gruppierung gab er aber nicht ab. Die israelische Regierung kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Hintermänner an. "Wir werden die Terroristen weiter bekämpfen", sagte Regierungssprecher Arie Mekel. "Die Terroristen versuchen, die Chancen auf Frieden zu töten."

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte die Tat. "Der heutige Anschlag in Jerusalem erfüllt mich mit Entsetzen", sagte er in Berlin. "Ich verurteile diesen verbrecherischen Akt auf das Schärfste. Unser Mitgefühl gilt in dieser schweren Stunde den Familien und Angehörigen der Opfer."

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte die Tat einen "grausamen Angriff". Die anhaltende Gewalt gefährde den politischen Prozess zur Vereinbarung eines dauerhaften Friedensschlusses. US-Präsident Bush erklärte, er habe Israels Ministerpräsident Ehud Olmert nach dem "barbarischen und boshaften Akt" in einem Telefonat seine Unterstützung zugesichert. Trotz der internationalen Empörung konnte sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung nicht auf eine Erklärung einigen. "Es gibt keine Einigung, weil die libysche Delegation keine Verurteilung wollte", sagte der US-Botschafter in New York, Zalmay Khalilzad. (smz/dpa/AFP)

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