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Politik: Israelische Armee rückt wieder in den Libanon ein

Nach Entführung weiterer Soldaten schwere Kämpfe Hisbollah will mit Geiseln Gefangene befreien

Im Nahost-Konflikt ist die Lage am Mittwoch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon eskaliert. Die Hisbollah-Miliz entführte zwei israelische Soldaten und eröffnete damit eine zweite Front. Auf der Suche nach den Verschleppten marschierte Israels Armee zusätzlich zu ihrer Offensive im Gazastreifen in den Südlibanon ein. Mindestens zehn Menschen, darunter acht Israelis, wurden getötet.

„Der Staat Israel und die Bürger Israels stehen vor einer Bewährungsprobe“, erklärte Ministerpräsident Ehud Olmert nach einem Feuerüberfall der pro-iranischen Hisbollah auf Nordisrael und der Entführung der beiden Soldaten. Es handle sich dabei nicht um einen Terrorakt, sondern um einen „kriegerischen Angriff eines Nachbarstaates“. Olmert machte „die libanesische Regierung, von der Hisbollah ein Teil ist, direkt verantwortlich“ für die Eskalation der Gewalt.

Der Libanon wies jede Verantwortung für die Entführung der israelischen Soldaten durch die radikale Hisbollah-Miliz zurück. Die Regierung sei nicht über den Angriff der Hisbollah informiert gewesen und übernehme keine Verantwortung dafür, was an der Grenze zu Israel geschehe, sagte Ministerpräsident Fouad Siniora.

Am Mittwochmorgen hatte die Hisbollah-Miliz an der Grenze zu Israel einen massiven Beschuss mit Katjuscha-Raketen und Mörsern auf nordisraelische Ortschaften und Armee-Stellungen begonnen, wobei acht Zivilisten und Soldaten verwundet wurden. Der Beschuss sollte von der gleichzeitigen Entführung der beiden israelischen Soldaten in der Grenzregion ablenken. Laut libanesischer Polizei wurden die beiden Soldaten auf libanesischen Gebiet entführt, nach israelischen Angaben nahe Sarit in Israel.

Israel reagierte mit außergewöhnlicher Heftigkeit. Sofort nach der Entführung drangen Panzertruppen in den Südlibanon ein – zum ersten Mal seit dem israelischen Abzug im Mai 2000. Am Mittwochabend bombardierte die israelische Luftwaffe die Brücke einer wichtigen Autobahn, die die libanesische Hauptstadt Beirut mit dem Hinterland verbindet.

In Beirut beglückwünschte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah seine Milizen. Die entführten israelischen Soldaten befänden sich an einem „sicheren und entfernten Ort“, teilte er mit. Der Hisbollah-Chef erklärte, dass sowohl die beiden entführten Soldaten als auch ein Ende Juni verschleppter israelischer Hauptgefreiter nur freikämen, wenn Israel zahlreiche Palästinenser und Libanesen freilasse. Tatsächlich haben Israel und die Hisbollah-Miliz in der Vergangenheit mehrmals Gefangene ausgetauscht.

Zugleich weitete Israel seine Offensive im Gazastreifen aus: Die Luftwaffe warf eine 250-Kilo-Bombe auf ein Haus in Gaza-Stadt und tötete neun Familienmitglieder, darunter sieben Kinder. Mehrere Hamas-Führungsmitglieder wurden bei dem Luftschlag lebensgefährlich verletzt. Bei einem israelischen Luftangriff im Süden des Gazastreifens wurden am Mittwochabend mindestens fünf Palästinenser getötet.

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