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Italien: Berlusconi klagt gegen "Repubblica"

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi will die Diskussion über sein Privatleben beenden und geht deshalb gerichtlich gegen die römische Tageszeitung "Repubblica" vor.

Rom - Obwohl sich die Aufregung um die Beziehungen des Cavaliere zu dem Model Noemi Letizia und dem Callgirl Patrizia D’Addario allmählich wieder legt, setzen oppositionelle Medien die Berichterstattung über die Affären fort.

Die „Repubblica“ tut dies seit mehreren Wochen in Form von zehn fiktiven Fragen an den Regierungschef, die täglich abgedruckt werden. „Welche Gründe haben Sie dazu gezwungen, im Zusammenhang mit Noemi nicht die Wahrheit zu sagen?“, heißt es da etwa, oder: „Sie haben sich in der Nacht vom 4. November 2008 mit einer Prostituierten vergnügt, in ihre Residenzen wurden Dutzende Callgirls geführt: Wussten Sie, dass es sich um Prostituierte handelte?“

Nun versucht sich Berlusconi gegen die unliebsamen Fragen zu wehren. Diese seien „diffamierend“, empört er sich. Der Zeitung gehe es nämlich nicht um Antworten. Vielmehr wolle ihm das Blatt Verhaltensweisen unterschieben, die „in keiner Weise“ der Realität entsprächen. In einer vor wenigen Tagen eingereichten und am Freitag öffentlich gewordenen Klage gegen die „Repubblica“ verlangt Berlusconi eine Million Euro für den ihm angeblich zugefügten Schaden.

Ezio Mauro, Chefredakteur der „Repubblica“, schrieb auf der Titelseite seiner Zeitung lakonisch, es sei das erste Mal, dass in einem demokratischen Land ein Politiker ein Medium vor den Richter zitiere, nur weil es ihm Fragen stelle. „Weil Berlusconi nicht auf die Fragen antworten kann, ruft er die Gerichte an, um uns zu stoppen“, verteidigt sich Mauro. Der Ministerpräsident versuche, die „öffentliche Schande eines internationalen Skandals zu verdecken, die ihn weiterhin politisch verfolgt“.

Auch in den Rängen der Opposition löste Berlusconis Klage Kritik aus. „Infam und lächerlich“ sei der neueste Versuch des Premiers, eine unbequeme Zeitung zum Schweigen zu bringen, sagte Sonia Alfano von der Partei „Italien der Werte“. Die Bürgerrechtsbewegung „Articolo 21“ hofft, dass Berlusconi als Kläger wenigstens die Fragen der Richter beantworten werde. „Und die werden sogar mehr als zehn Fragen an ihn richten“, feixt die Organisation. Dominik Straub

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