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Politik: Italiens Linke macht Boden gut

Wahlkampf entwickelt sich zum Duell zwischen Veltroni und Berlusconi

Der abrupte Umbau der italienischen Parteienlandschaft und das zunehmend selbstsichere Auftreten der Linken um Walter Veltroni haben die Gewichte im Wahlkampf in Italien verschoben. In beiden Lagern werden kleinere Parteien beiseite gedrängt; die Auseinandersetzung entwickelt sich nun zum Duell zwischen den Großparteien – und zu einem Persönlichkeitswahlkampf zwischen Veltroni und dem konservativen Oppositionsführer Silvio Berlusconi.

Berlusconis „Haus der Freiheiten“, das im Wesentlichen seit 1994 bestand, gibt es seit dem Wochenende nicht mehr. Die rechtskonservative Alleanza Nazionale (AN) unter Gianfranco Fini und Berlusconis Privatpartei Forza Italia haben – nach dem Vorbild der Linken – ihren Zusammenschluss angekündigt. Die AN, die mehrfach gewandelte Nachfolgepartei von Benito Mussolinis Faschisten, will sich im Herbst auch formell auflösen; Fini tritt dann irgendwann die Nachfolge Berlusconis in der nun „Volk der Freiheiten“ genannten Großpartei an.

Vor der Tür bleiben die Christdemokraten; sie haben sich am Wochenende dem Drängen Berlusconis und Finis nach einem restlosen Aufgehen im „Volk der Freiheiten“ widersetzt; zur Parlamentswahl im April treten sie alleine an, erstmals seit 14 Jahren.

Übers Ganze gesehen verliert Berlusconi mit dem – von ihm durchaus mitprovozierten – Auszug der Christdemokraten zwischen sechs und acht Prozent der Wählerstimmen. Diese will er durch stärkere Geschlossenheit im eigenen Lager und durch sein persönliches Gewicht wieder wettmachen.

Im linken Lager wiederum hat mit der konstituierenden Versammlung der „Demokratischen Partei“ (PD) am Samstag der Wahlkampf im großen Stil begonnen. Zuvor schon war klar geworden, dass die neue Partei sich von der kommunistischen, radikalen Linken trennen würde, die bisher mit vier Parteien in der bunten Koalition des gescheiterten Regierungschefs Romano Prodi vertreten war.

Die Trennung von den Radikallinken kostet Veltroni rechnerisch zehn bis elf Prozent der Stimmen, rückt den PD aber deutlich in Richtung Mitte und beseitigt in den Augen der Wähler das Bild einer zerklüfteten, dauernd streitenden Koalition. Folglich hat Veltroni bei den Umfragen bereits etwa zwei Punkte hinzugewonnen; der Abstand zu Berlusconi hat sich auf acht bis zehn Punkte vermindert.

Veltroni persönlich, der am Mittwoch nach sieben Jahren gefeierter Amtszeit als Bürgermeister von Rom zurückgetreten war, genießt nach neuesten Zahlen bei den Italienern eine Beliebtheit von 55 Prozent; Berlusconi liegt mit 42 Prozent deutlich hinter ihm.

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