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Politik: Jackson-Prozess: Angebliches Opfer sagt aus

Der jüngere Bruder des 15-Jährigen hatte sich vor Gericht zuletzt bereits in widersprüchliche Aussagen verstrickt. Nun trat das angebliche Opfer des Popstars selbst erstmals in den Zeugenstand. Beobachter beschrieben den Jungen als "glaubwürdig und sympathisch".

Santa Maria (10.03.2005, 10:28 Uhr) - Michael Jackson und sein angebliches Missbrauchopfer sind sich am Mittwoch zum ersten Mal vor Gericht begegnet. Kurz vor Ende des Verhandlungstages trat der 15-jährige Junge in Santa Maria (Kalifornien) in den Zeugenstand. Schon bei seinem ersten Besuch auf Jacksons Neverland-Ranch im Jahr 2000 habe der Popstar ihm pornografisches Material gezeigt, gab der Teenager zu Protokoll. Auf dem Anwesen soll ihn der Sänger im Frühjahr 2003 sexuell missbraucht und ihm Alkohol gegeben haben, so die frühere Anklage des Jungen.

In der einstündigen Vernehmung am Mittwoch durch die Staatsanwaltschaft kamen die Belästigungen zunächst nicht zur Sprache. Am Donnerstag wollte Staatsanwalt Tom Sneddon die Befragung seines Hauptzeugen fortsetzen. Prozessbeobachter beschrieben den einst krebskranken, jetzt aber geheilten Jungen bei seinem ersten Auftritt vor Gericht als glaubwürdig und sympathisch. Seine anfängliche Nervosität habe sich schnell gelegt, hieß es in US- Medienberichten.

Der Junge, der nach seiner Krebsdiagnose Komiker und Prominente um Hilfe gebeten hatte, hielt Jackson zunächst für den «coolsten Typen in der Welt». Bei seinen Besuchen in Neverland habe sich Jackson aber nur wenig um ihn gekümmert, gab der Junge an. Für eine BBC- Dokumentation, die im Frühjahr 2003 ausgestrahlt wurde, sei er von dem Sänger vor die Kamera geholt und dazu angehalten worden, gut über den Popstar zu reden, sagte der Junge.

Schon bei seinem ersten Neverland-Besuch habe der Sänger ihn darum gebeten, seine Eltern um Erlaubnis zu bitten, dass er in Jacksons Schlafzimmer übernachten dürfe, gab der 15-Jährige vor der Jury zu Protokoll. Erst drei Jahre später war es nach einer früheren Aussage des Jungen zu der Belästigung gekommen.

In dieser Woche hatte der jüngere Bruder des angeblichen Opfers die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch seine Zeugenaussage untermauert. Jacksons Verteidiger war es im Kreuzverhör aber gelungen, Unstimmigkeiten in der Aussage des Bruders aufzudecken. Am Mittwoch geriet der 14-Jährige ins Schwanken bei dem wichtigen Punkt, wie oft er die angeblichen Belästigungen mit eigenen Augen gesehen hatte. Statt zwei Vorfällen seien es drei gewesen, verbesserte sich der Junge. Aus Nervosität habe er bei früheren Vernehmungen die Fakten verwechselt.

Verteidiger Thomas Mesereau setzte damit seine Strategie fort, die Glaubwürdigkeit des vermutlich einzigen Augenzeugen der angeblichen sexuellen Belästigung in Zweifel zu ziehen. Bereits in seinem Eröffnungsplädoyer hatte der Anwalt die Familie des Jungen als Lügner dargestellt, die Anschuldigungen erfinde, um so von Jackson Geld fordern zu können.

Nach fast 10-stündiger Vernehmung des jüngeren Bruders in dieser Woche fragte Sneddon am Mittwoch abschließend, ob es irgendwelche Zweifel an den Beobachtungen in Jacksons Schlafzimmer gebe. «Nein», versicherte der Junge. Diesmal habe er die Wahrheit gesagt.

Nach dem Auftritt der älteren Schwester, des jüngeren Bruders und des Beschuldigers selbst in den ersten zwei Prozesswochen rechnen Beobachter nun mit einem deutlich schnelleren Verfahren. Zunächst waren Justizexperten davon ausgegangen, dass der Prozess sich bis zu sechs Monate hinziehen könnte. Ein Kommentator des Senders Fox News rechnet damit, dass die Anklage bereits in zwei Wochen ihren letzten Zeugen präsentieren könnte. (tso) ()

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