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Pferde verbinden. Die Queen will auch ein Rennpferd besuchen. Foto: dpa

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Politik: Jahrhundertereignis

Die Queen besucht nach 18 Jahren Vorbereitung das Nachbarland Irland

Verbeugen oder gar knicksen wird niemand, wenn Königin Elizabeth II. am Dienstag ihren viertägigen Staatsbesuch in Irland beginnt. Unerschütterliche Nationalisten werden sie sogar „Betty Windsor“ nennen. „Denkt daran. Wir Iren sind Bürger einer Republik. Briten sind Untertanen“, mahnen Leserbriefschreiber in der „Irish Times“. Es ist der erste Staatsbesuch eines britischen Monarchen in Irland seit 100 Jahren. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm. Versprengte Reste von Terroristen haben im vergangenen Monat einen Polizisten in Nordirland getötet. Nun haben die Iren sogar erlaubt, dass bewaffnete britische Polizisten die 85-jährige Queen begleiten.

Seit 1993 bereitet sie sich auf diesen Besuch vor. Damals lud sie die irische Präsidentin Mary Robinson zum Tee in den Buckingham Palast ein. „Ein Durchbruch“ hieß es und der irische Gast erklärte, ein Gegenbesuch wäre doch eine schöne Sache. Aber als die Queen Prinz Charles 1995 nach Dublin vorausschickte, protestierten Tausende und ein Sarg mit der Aufschrift „Hungersnot – 1845 bis 1849“ wurde in den Fluss Liffey geworfen.

Die Beziehungen der Nachbarn sind eben gespannt. 1911 besuchte der Großvater der Queen, Georg V. noch einmal Irland. Fünf Jahre später kam der Osteraufstand und die irischen Freiheitskämpfer wurden als Hochverräter im Pentonville Prison gehängt. 1921 spaltete sich Irland – 28 Provinzen suchten die Unabhängigkeit, die sechs Ulster Provinzen blieben britisch. Es blieb eine Wunde, die erst jetzt zu heilen beginnt. Soeben haben in Nordirland proenglische Unionisten und proirische Nationalisten ein neues gemeinsames Parlament gewählt – zum ersten Mal ohne großes Aufheben.

Elizabeth II. wird Kränze niederlegen und sich entschuldigen. Der mutigste Programmteil ist der Besuch einer Gedenkstätte der Opfer der irischen Freiheitsbewegung. Sie wagt sich auch ins Croke Park Stadion, wo 1920 beim ersten irischen „Bloody Sunday“ 14 Menschen von britischen Soldaten erschossen wurden – Rache für die Ermordung von 14 britischen Offizieren durch Freiheitskämpfer. 1972, beim zweiten blutigen Sonntag, wurden in Londonderry wieder 14 unbewaffnete Zivilisten von britischen Truppen getötet.

Der Besuch werde das „symbolische Ende von Jahren der Gespaltenheit und der Beginn einer ganz neuen Ära der Freundschaft und des Respekts“, hofft Irlands Regierungschef Enda Kenny. Sogar Nationalistenführer Gerry Adams, neuerdings Sinn-Fein-Abgeordneter im Dubliner Parlament, sprach, obwohl er den Besuch als „verfrüht“ kritisierte, doch noch von einer einer „einmaligen Chance für gegenseitigen Respekt und Gleichheit“.

80 Prozent der Iren begrüßen den Besuch. Denn eng verflochten waren die Nachbarländer immer. 20 Prozent der Engländer haben irische Vorfahren. Iren dürfen in Großbritannien nicht als „Ausländer“ behandelt werden und können sogar an britischen Wahlen teilnehmen. Irland war und ist Großbritanniens engster Handelspartner. Die Briten exportieren dorthin mehr als nach China, Indien, Brasilien und Russland zusammen.

Durch die Finanzkrise sind die Beziehungen noch enger geworden: Irlands EU-Begeisterung hat seit dem Beinahe- Bankrott nachgelassen. Pointiert schrieb der britische Schatzkanzler einen Sieben-Milliarden-Scheck für den irischen Rettungsschirm – die einzige freiwillige Hilfe der Briten für ein EU-Krisenland.

Noch etwas verbindet Briten und Iren: ihre Pferdebegeisterung. Die Queen will in einer Zuchtfarm in Kilcullen eines der größten Rennpferde der Geschichte begutachten, das Vollblut „Sea the Stars“.

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