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Politik: Japans Verteidigungsminister tritt zurück

Kyuma zieht nach heftiger Kritik an seinen Äußerungen zum Atombombenabwurf 1945 Konsequenzen

Tokio - Der japanische Verteidigungsminister Fumio Kyuma hat am Dienstag nach heftig kritisierten Äußerungen zu den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki seinen Rücktritt erklärt. Er wollte damit drei Wochen vor den Parlamentswahlen weiteren Schaden von Ministerpräsident Shinzo Abe abwenden, der in einem Umfragetief steckt. Kyuma war Japans erster Verteidigungsminister seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nachdem Abe das Ressort im Januar neu gegründet hatte. Nachfolgerin von Kyuma wird Abes derzeitige Sicherheitsberaterin, die frühere Umweltministerin Yuriko Koike. Das teilte ein Regierungssprecher in Tokio mit.

Kyuma hatte am Wochenende laut Medien gesagt, die Atombombenabwürfe der USA 1945 hätten dem Zweiten Weltkrieg ein Ende bereitet und seien nicht zu ändern gewesen. Damit brach er ein Tabu japanischer Politik. Kyuma bedauerte, den Eindruck erweckt zu haben, dass es ihm an Respekt für die Opfer mangele. In Folge der beiden Atombombenabwürfe waren mehr als 360 000 Menschen ums Leben gekommen.

Der Wirbel erfolgt drei Wochen vor der Oberhauswahl am 29. Juli. Eine Niederlage der Regierungskoalition könnte in der Liberaldemokratischen Partei (LDP) Rufe nach Ablösung von Partei- und Regierungschef Abe laut werden lassen.

Abes Zustimmungswerte sind nach jüngsten Umfragen auf unter 30 Prozent abgesackt. Seine zehnmonatige Amtszeit ist von einer ganzen Serie von Skandalen überschattet. Im Mai beging der in einen Korruptionsskandal verwickelte Agrarminister Toshikatsu Matsuoka Selbstmord. Zuvor waren zwei andere Kabinettsmitglieder wegen Skandalen zurückgetreten.

Kyuma hatte am Wochenende in einer Rede an einer Universität laut Medienberichten gesagt, die USA hätten die Atombomben geworfen, obwohl sie wussten, dass Japan auch ohne die Bomben den Krieg verlieren würde. Die USA hätten die Einschätzung gehabt, dass der Einsatz der Bombe Japans Kapitulation bewirken und so die Sowjetunion am Kriegseintritt gegen Japan hindern würde, sagte Kyuma. „Ich denke, das war etwas, dass sich nicht ändern ließ“, wurde der aus Nagasaki stammende Politiker zitiert. Seine Worte seien jedoch von den Medien falsch interpretiert worden, sagte Kyuma am Dienstag. Er habe in der Rede gesagt, dass die Atombombenabwürfe nicht hätten passieren sollen. Kyuma räumte aber ein, die Worte „ließ sich nicht ändern“ unachtsam benutzt zu haben.

Seine Nachfolgerin Koike, eine Nahostexpertin, war von Abe nach seiner Amtsübernahme im September vergangenen Jahres zur Sicherheitsberaterin der Regierung gemacht und mit dem Aufbau eines Sicherheitsrats nach US-Vorbild beauftragt worden. Die 54-Jährige soll ihr neues Amt am Mittwoch antreten. Koike war unter Abes Vorgänger Junichiro Koizumi von 2001 und 2006 Umweltministerin. In diesem Amt machte sie sich mit einer Kampagne einen Namen, die in Behörden und Unternehmen durchsetzte, in den Sommermonaten vom Krawattenzwang für Männer abzusehen. Durch die Erlaubnis lockererer Kleidung wollte die Ministerin den Betrieb der Klimaanlagen einschränken und damit den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verringern. dpa/AFP

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