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Der 66-jährige Jean-Marc Ayrault kehrt in die französische Regierung zurück.

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Update

Nachfolger von Laurent Fabius: Jean-Marc Ayrault wird Außenminister Frankreichs

Vor zwei Jahren wurde Jean-Marc Ayrault als französischer Premier gefeuert. Immer wieder wurde dem Deutschland-Freund Führungsschwäche vorgeworfen.

Es ist ein erstaunliches Comeback für Jean-Marc Ayrault. Erst vor zwei Jahren feuerte Frankreichs Staatschef François Hollande seinen getreuen, aber erfolglosen Premierminister. Jetzt kehrt der 66-Jährige in die Regierung zurück - als Nachfolger von Laurent Fabius als französischer Außenminister. Die politische Wiederauferstehung des Sozialisten dürfte den deutsch-französischen Beziehungen auf jeden Fall nicht schaden: Der frühere Deutschlehrer ist ein ausgesprochener Freund und Kenner des Nachbarlandes - und spricht ausgezeichnet Deutsch.

Gut ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich holte Hollande linke Bündnispartner zurück in die Regierung. Zum Kabinett unter Premierminister Manuel Valls gehören künftig wieder mehrere Grünen-Politiker sowie Vertreter der Partei der Radikalen Linken. Ayrault gilt als gemäßigter Linker. Auf einen tiefgreifenden Umbau der Regierung verzichtete Hollande allerdings, die übrigen großen Ressorts blieben unverändert.

Ségolène Royal bleibt Umweltministerin

Ségolène Royal bleibt Umweltministerin mit einem neu zugeschnittenen Ressort. Die frühere Lebensgefährtin Hollandes galt lange Zeit als Favoritin für das Außenministerium. Zudem holte Hollande mit Emmanuelle Cosse eine Grüne als Wohnungsbauministerin in die Regierung. Frankreichs grüne Partei war 2014 aus Protest gegen den neuen Premierminister Valls ferngeblieben, auch jetzt gab es Vorbehalte gegen eine Regierungsbeteiligung grüner Politiker. Per Twitter kündigte Cosse an, ihr ökologisches Engagement in der Regierung fortsetzen zu wollen. Auch auf Ebene der Staatssekretäre sind zwei Politiker dem Öko-Lager zuzurechnen. Neue Kulturministerin wird Audrey Azoulay. Die bisherige Beraterin löst die glücklos agierende Fleur Pellerin ab. Die zur Linken zählenden Annick Girardin und Jean-Michel Baylet übernehmen die Ministerien für öffentlichen Dienst und für ländliche Entwicklung.

Außenpolitische Erfahrung hat Ayrault nur wenig - seine Ernennung in einer Zeit internationaler Krisen ist also für Hollande ein Risiko. Der Präsident kann sich aber der bedingungslosen Loyalität seines neuen Chefdiplomaten mit den silbergrauen Haaren sicher sein. Das war schon nach Hollandes Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2012 ein zentrales Argument, Ayrault zum Premier zu machen.

Als Regierungschef machte Jean-Marc Ayrault oft keine gute Figur

Als Regierungschef machte der wenig charismatische Politiker oft keine gute Figur. Was auch an mangelnder Regierungserfahrung lag: Ayrault konnte zwar auf eine lange Karriere als Abgeordneter und Fraktionschef der Sozialisten zurückblicken und war mehr als 20 Jahre Bürgermeister der westfranzösischen Großstadt Nantes. Ein Ministeramt aber hatte er noch nie bekleidet.

Der später geschasste Industrieminister Arnaud Montebourg lästerte einmal, als Premier regiere Ayrault Frankreich "wie den Stadtrat von Nantes". Überhaupt hatte der ruhige, gar schüchterne Regierungschef große Schwierigkeiten, sich in einem Kabinett voller geltungsbedürftiger Selbstdarsteller durchzusetzen. Immer wieder wurde Ayrault Führungsschwäche vorgeworfen.

Auch die Bekämpfung von Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit machte in seiner Amtszeit keine merklichen Fortschritte. Nach dem miserablen Abschneiden der Sozialisten bei den landesweiten Kommunalwahlen im März 2014 war deswegen Schluss für Ayrault: Hollande ersetzte ihn durch den ehrgeizigen Innenminister Manuel Valls, Ayrault kehrte in die französische Nationalversammlung zurück.

Er verlor nie ein schlechtes Wort über den Präsidenten

Anders als viele entlassene Minister verlor er aber auch dann nie ein schlechtes Wort über den Präsidenten - auch wenn er sich wiederholt von seinem Nachfolger Valls distanzierte. Allgemein gilt Ayrault in Frankreich als ziemlich unerschütterlich: "Er hat eine Art Stabilität", sagte ein sozialistischer Abgeordneter einmal. "Wenn es sehr schlecht läuft, scheint ihn das nicht zu berühren. Wenn es sehr gut läuft, dann hat er nicht gerade die Fähigkeit, die Mengen zu begeistern."

Ein Volkstribun ist Ayrault wahrlich nicht. Ohnehin fremdelte der 66-Jährige häufig mit der Spitzenetage der französischen Politik. Der am 25. Januar 1950 in Maulévrier nahe Nantes geborene Ayrault entstammt einer einfachen Arbeiterfamilie, anders als die meisten führenden Politiker Frankreichs durchlief er keine der Elitekaderschmieden der Republik.

"Ich habe keinen sozialen Komplex", sagte er einmal. "In Paris stört mich aber eine Form des Elitären und der Herablassung." Seine Vorliebe für das Einfache behielt er bei: In den Ferien verreiste der zweifache Familienvater am liebsten mit einem Volkswagen-Campingbus. Die kommenden 15 Monate, so lange läuft Hollandes Amtszeit noch, wird Ayrault aber deutlich mehr Zeit im Flugzeug verbringen. Und auf diplomatischer Mission im Auftrag seines Präsidenten um die Welt fliegen. (AFP,dpa)

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