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Politik: Jeder nach seinen Berufsjahren

Ministerin will die Rente an die Beitragszeit koppeln – wie der DGB

Das Rentenalter soll steigen – fragt sich nur wie und um wie viel. Seit Bert Rürup, Chef der gleichnamigen Reformkommission, angeregt hat, die Altersgrenze für alle Rentner von 2010 an schrittweise von 65 auf 67 Jahre heraufzusetzen, halten die Gewerkschaften dagegen. „Völlig verfehlt“, urteilten die stellvertretende DGB-Chefin Ursula Engelen-Kefer und der Chef der Industriegewerkschaft Bau, Klaus Wiesehügel, und konterten mit einer anderen Idee. Sie sind der Meinung, der Renteneintritt solle künftig nicht mehr vom Lebensalter, sondern von den Arbeitsjahren abhängig gemacht werden.

Würde dies in die Tat umgesetzt, träfe das vor allem Akademiker, die erst spät in das Erwerbsleben starten. Sie müssten dann möglicherweise bis 70 oder länger arbeiten, weil sie vorher ihre Beitragsjahre nicht zusammen haben. Dagegen könnte eine Maurer, der mit 15 Jahren in den Beruf gegangen ist, schon mit 55 Jahren ausscheiden. In keinem Fall sollte man körperlich schwer arbeitende Personengruppen dazu zwingen, bis 67 zu arbeiten, begründeten Engelen-Kefer und Wiesehügel ihre Ablehnung der Rürup-Pläne. Dagegen sei Akademikern, die meist spät in den Job starteten, eine längere Lebensarbeitszeit durchaus zuzumuten. Der DGB geht davon aus, dass jeder künftig im Durchschnitt 40 Beitragsjahre bis zur gesetzlichen Rente einzahlen muss.

Bei der Bundesregierung traf dieser Gedankenanstoß der Gewerkschaften überraschend schnell auf Zustimmung. Zwar hatte die zuständige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bislang betont, sie wolle der Rürup-Kommission keine inhaltlichen Vorgaben machen. Aber gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ legte sie in dieser Frage nun die Reformrichtung fest. Wie die Gewerkschaften wolle auch sie den Renteneintritt künftig nicht mehr von einer starren Altersgrenze, sondern von der Zahl der Berufsjahre abhängig machen. „Wer später anfängt, soll länger arbeiten“, sagte die SPD-Politikerin und fügte hinzu, sie erwarte, dass die Rürup-Kommission bis zum Herbst 2003 konkrete Vorschläge dazu vorlege. Für Bert Rürup sind dies keine guten Nachrichten. Denn schon wieder pfuscht ihm die Ministerin ins Handwerk. Die Arbeit seiner 26-köpfigen Kommission jedenfalls hat noch gar nicht richtig begonnen.

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