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Jemen: Entführte Österreicher wieder frei

Drei Tage nach ihrer Entführung sind zwei Touristen aus Österreich wieder auf freiem Fuß. Sie waren bei einem Ausflug im Nordosten des Jemen in die Gewalt eines Clans geraten, der inhaftierte Familienmitglieder freipressen wollte.

Sanaa/Wien - Die beiden - ein 52-jähriger Mann und eine 31-jährige Frau - seien wohlauf, bestätigte ein Behördensprecher in der jemenitischen Provinz Marib am Samstagmorgen. Nach intensiven Verhandlungen mit den Entführern seien die Österreicher am Freitagabend freigekommen. Geholfen habe die Vermittlung durch einflussreiche Stammesscheichs.

Der freigelassene 52-Jährige sagte in einem Interview des österreichischen Rundfunks ORF, sie seien gut behandelt worden. Er und seine Begleiterin seien jeweils nachts stundenlang mit ihren Entführern zu Fuß unterwegs gewesen. «Es war ein herrlicher Sternenhimmel, ein Erlebnis», berichtete der Mann telefonisch. Nach den Märschen seien sie gut versorgt worden. Wie es am Samstag hieß, befand sich das Versteck der Entführer in den Bergen rund 200 Kilometer nordöstlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Der Tourist zeigte Verständnis und Wohlwollen für die Entführer: die Menschen litten unter großer Armut und täten ihm leid, sagte der Architekt.

Eine Sprecherin des österreichischen Außenamts sagte der Nachrichtenagentur APA am Samstag in Wien, an Österreich sei keine Lösegeldforderung gestellt worden. Es habe sich um eine «innerjemenitische Angelegenheit» gehandelt, bei der es um inhaftierte Stammesangehörige und deren Schicksal gegangen sei. Die Freigelassenen wollen den Angaben zufolge erst am 9. Januar nach Österreich zurückkehren. Aus dem Jemen wurde bekannt, dass die beiden ihre Reise unter Polizeischutz fortgesetzt haben. Nach Angaben von Stammesmitgliedern hat die Polizei im Zusammenhang mit der Entführung inzwischen mehrere Verdächtige festgenommen.

Die Mutter des entführten 52-Jährigen sagte der Nachrichtenagentur APA in Wien, die Nachricht von der Freilassung sei ihr nachts telefonisch übermittelt worden. «Das ist das allerschönste Weihnachtsgeschenk, das ich mir vorstellen kann», wird die 79-Jährige zitiert.

Es war bereits die dritte Entführung westlicher Touristen im Jemen in diesem Jahr. Erst vor einem Monat war ein Schweizer Ehepaar in die Gewalt von Clans geraten. Die Schweizer waren einen Tag nach ihrer Entführung wieder freigekommen - angeblich, nachdem ein inhaftierter Autodieb aus dem Gefängnis entlassen worden war. Im August waren spanische Touristen in der Provinz Shabwa entführt und rund zwölf Stunden festgehalten worden. (tso/dpa)

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