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Politik: Jubeln statt fragen

Einen Papst fragt man nichts, einem Papst jubelt man zu. Das bekamen die beim Vatikan akkreditierten Journalisten zu spüren, die Benedikt XVI.

Einen Papst fragt man nichts, einem Papst jubelt man zu.

Das bekamen die beim Vatikan akkreditierten Journalisten zu spüren, die Benedikt XVI. zu einer Audienz eingeladen hatte – angeblich eigens für sie. Ein paar tausend Berichterstatter aus aller Welt halten sich seit den letzten Tagen Johannes Pauls II. um den Vatikan herum auf; sie bleiben mindestens, bis Joseph Ratzinger, sein Nachfolger, am heutigen Sonntag mit einer großen Messe auf dem Petersplatz ins Amt eingeführt wird. Doch den PRLeuten des Vatikans war das offenbar zu wenig. Damit die große Audienzhalle für die Fernsehübertragungen nicht halb leer aussah, wurden nach den Journalisten auch noch Schulklassen unter

Führung von Nonnen sowie

Touristengruppen eingelassen. Sie sorgten dann für die erwünschte Stimmung, für Blitzlichtgewitter, Applaus und Sprechchöre. Er selbst, Benedikt XVI., vermied im Gegensatz zu seinem Vorgänger jedes Bad in der Menge. Er kam durch einen Seiteneingang, las eine zehnminütige Rede über die Verantwortung der Medien gegenüber der Wahrhaftigkeit und der Menschenwürde ab, ließ sich dann von einigen Bischöfen die Hand küssen und verschwand. Die Journalisten, die eigentlichen Gäste also, hatten keinerlei Gelegenheit, Fragen zu stellen. pak

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