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Jugendschutz 2.0: Kampagne zum Schutz von Jugendlichen im Netz gestartet

Früher hatten Mädchen Poesiealben. Heute präsentieren sich schon Neunjährige auf ihren Lieblingswebseiten, verbinden sich Jungs per Datenleitung beim gerade angesagten Weltenretterspiel. Um sie zu schützen, ist nun eine Kampagne zur Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Internet gestartet worden.

Statt über einen Festnetzanschluss erreicht man Teenager über ihre multiplen Internetpersönlichkeiten. Und die Partys sind auf Youtube zu verfolgen. Wohin die persönlichen Daten wandern, die die jungen Nutzer dabei dem Internet anvertrauen, wer sich all die eingestellten intimen Bilder ansehen kann, darüber machen sich die Kleinsten keine und die Älteren nur wenige Gedanken.

Dabei gehören Mobbing, böser Klatsch und die unkontrollierte Weiterverbreitung persönlichster Informationen zur Realität der jungen Internetnutzer. 25 Prozent der jungen Surfer haben nach einer Studie des Forschungsverbunds Süd-West aus dem Jahr 2008 schon erlebt, dass in einem sozialen Netzwerk „jemand fertiggemacht wurde“. Und 84 Prozent der 12- bis 19-jährigen beteiligen sich am Web 2.0, indem sie selbst Inhalte ins Netz stellen.

Um die Kinder und Jugendlichen vor den Risiken zu warnen, haben die Bundesministerien für Familie und für Verbraucherschutz die Kampagne „watch your web“ initiiert, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. „Es geht uns nicht darum, etwas zu verbieten“, sagte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) bei der Präsentation: „Wir wollen den Nutzern bewusst machen, dass das Netz ein öffentlicher Raum ist.“ Das Internet sei „der Schulhof des 21. Jahrhunderts“, jede Menge Tratsch, Flirts und Reibereien – „nur dass die ganze Welt dabei zuschauen kann“. Die Kampagne, hofft Gerd Hoofe, Staatssekretär im Familienministerium, „soll die Jugendlichen dort erreichen, wo sie tagtäglich unterwegs sind, im Netz“.

Im Netz, nicht nur auf der Homepage der Kampagne, sondern etwa bei Youtube, steht seit Dienstag auch eine Reihe kurzer Videoclips, die Regisseur Robert Thalheim mit Schülern der Jüdischen Oberschule in Berlin gedreht hat. Ein Videoclip, der im Berliner Sony-Center öffentlich präsentiert wurde, zeigt Felix, einen blonden Teenager, wie er vor der Haustür auf seine Freundin mit den langen brauen Haaren wartet. Süß sehen sie aus, wie sie dann die Straße entlangschlendern. Verstört wirkt der Junge erst, als zwei Männer einen vergrößerten gerahmten Schnappschuss vorbeitragen. Die Hände der Jungverliebten lösen sich, als das Bild von Felix und Lara allmählich überall auftaucht, als Plakat, als Flugblatt, an der Litfasssäule.

Mit den einminütigen Clips soll  Jugendlichen deutlich gemacht werden, wie schnell etwas schiefgehen kann im Internet. Vier Botschaften für den sicheren Umgang mit persönlichen Daten im Web verbreitet die Kampagne: Das Internet vergisst nichts. Was einmal im Internet steht, kann sich schnell verbreiten. Virtuelles ist real. Im Internet ist man nicht immer ungestört. Neben den Filmen steht auf der Kampagnen-Homepage ein Webtest, in dem Jugendliche ihren Umgang mit den persönlichen Daten selbst überprüfen können. Außerdem ist noch eine Pinnwand zum Austausch eingerichtet, demnächst soll ein Wettbewerb für selbst produzierte Videoclips starten. Hilfreich sind die Tutorials. Hier findet sich eine datenbewusste Anleitung zum Erstellen persönlicher Profile unter anderem bei SchülerVZ, MySpace, wer-kennt-wen, Lokalisten oder SpickMich.de. Das Projekt wird von der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (IJAB) getragen. Die Finanzierung der insgesamt 365 000 Euro teuren Aktion tragen die beiden Bundesministerien je zur Hälfte. Die Filme hatten nach schon einer Stunde auf Youtube mehrere hundert Aufrufe.

www.watchyourweb.de

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