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Politik: Jugoslawien läßt gefangene US-Soldaten frei

BELGRAD/WASHINGTON (Tsp).Die NATO wird weiterhin Ziele in Jugoslawien angreifen.

BELGRAD/WASHINGTON (Tsp).Die NATO wird weiterhin Ziele in Jugoslawien angreifen.Daran konnte am Wochenende weder die Freilassung dreier US-Soldaten noch die intensivierten diplomatischen Bemühungen etwas ändern.US-Präsident Clinton begrüßte am Sonntag, daß "die Soldaten heimkehren dürfen", stellte jedoch klar, daß die Allianz solange weiter Luftangriffe fliegen werde, bis alle Flüchtlinge aus dem Kosovo in ihre Heimat zurückkehren könnten.Am Sonntag gab die NATO zu, daß sie einen zivilen Reisebus getroffen habe.Dabei waren bereits am Sonnabend nach Angaben Belgrads bis zu 47 Menschen getötet worden.

Den Beschuß eines Busses auf einer Brücke bei Luzani bedauerte NATO-Militärsprecher, Oberst Konrad Freytag.Der Pilot habe nicht auf den Bus gezielt.Die Brücke sei eine wichtige Nachschub-Route für die jugoslawischen Einheiten, die zwischen Pristina und Podujevo aktiv seien, und daher ein legitimes militärisches Ziel.Den Tod unschuldiger Menschen bedauere die NATO.Über die Zahl der Opfer konnte die NATO keine Angaben machen.

Auch nach der Freilassung der drei gefangenen US-Soldaten durch Belgrad, die auf die Initiative des US-Bürgerrechtlers Jesse Jackson zurückgeht, sieht die NATO keinen Grund, ihre Luftangriffe einzustellen."Wir gratulieren Jesse Jackson zu seiner Mission und teilen die Erleichterung der Familien der Soldaten, aber die Freilassung erfüllt weder unsere fünf Forderungen, noch beendet sie die Gewalt im Kosovo", sagte NATO-Sprecher Jamie Shea am Sonntag nachmittag.Jackson hatte US-Präsident Clinton zuvor aufgefordert, mit Milosevic zu verhandeln.Die NATO-Angriffe würden erst dann eingestellt, wenn alle Forderungen des Westens erfüllt seien, sagte dagegen Shea.Von Sonnabend morgen bis Sonntag morgen flog die NATO nach eigenen Angaben mehr 600 Einsätze gegen Jugoslawien.

Auf der diplomatischen Ebene gab es am Wochenende keine konkreten Fortschritte.Völlige Unklarheit herrschte am Sonntag beispielsweise über den sogenannten Sechs-Punkte-Plan von Serben-Führer Milosevic, der eine leicht bewaffnete Friedenstruppe unter Leitung der Vereinten Nationen vorsehe.Die NATO betonte, sie wisse noch nichts über diesen Plan.Moskau will nach drei ergebnislosen russischen Friedensmissionen in Belgrad seine Vermittlungsbemühungen weiter intensivieren, teilte Präsident Jelzin mit.In einem Telefongespräch vereinbarten Jelzin und Clinton, daß der russische Jugoslawien-Sondergesandte Tschernomyrdin am heutigen Montag zu einem Treffen mit Clinton nach Washington reisen solle.

Eine Gruppe von US-Abgeordneten hat unterdessen in Wien mit Vertretern der russischen Duma über einen Plan zur Beendingung des Kosovo-Konflikts beraten.Dieser solle den Regierungen der USA und Rußlands vorgelegt werden, teilte eine Sprecherin der US-Botschaft in Wien am Sonntag mit.Die NATO reagierte dementsprechend zurückhaltend auf die verschiedenen "Friedensinitiativen"."Unsere Zahl ist fünf, nicht vier oder sieben", sagte NATO-Sprecher Shea in Anspielung auf die jüngsten Vorschläge zur Beendigung des Kosovo-Krieges aus Belgrad.Die NATO stellte erneut klar, daß eine internationale bewaffnete Schutztruppe keine Besatzungsmacht sei, wie von Belgrad behauptet.Diese Truppe solle aufgestellt werden, um die Bevölkerung zu schützen und die Menschenrechte durchzusetzen."Dies tut keine Besatzungsmacht", so Shea.

Die drei in Jugoslawien freigelassenen US-Soldaten, die sich 32 Tage in der Gewalt der Serben befunden hatten, sind am Sonntag nachmittag in Deutschland eingetroffen.Sie landeten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in der Pfalz.Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurden sie mit Hubschraubern in ein US-Hospital in das nahegelegene Landstuhl geflogen.Sie sollen dort eingehend medizinisch untersucht werden.Für den heutigen Montag ist ein Besuch von Angehörigen der drei Soldaten in Landstuhl geplant.

Die serbische Vertreibung der Kosovo-Albaner hat sich am Wochenende erneut verschärft.Ein Strom von Flüchtlingen bewegte sich auf der Straße von Prizren im Süden der Provinz in Autos, Traktoren und zu Fuß in Richtung Albanien.Fast alle 150 000 albanischen Einwohner von Prizren seien vertrieben worden.Die Stadt liegt nach Flüchtlingsberichten in Trümmern.Am albanischen Grenzübergang Morina wurden nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) stündlich etwa 1800 Flüchtlinge gezählt.Nach übereinstimmenden Augenzeugenberichten hat die serbische Polizei am Sonntag wiederum Bewohner von Prizren an der Flucht gehindert, nachdem sie zuvor vertrieben worden waren.Polizisten hätten am Bahnhof der Stadt alle der rund 3000 Menschen, die sich dort befanden, kontrolliert, berichteten Flüchtlinge.

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