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Jukos: Urteilverkündung gegen Chodorkowski

In dem umstrittenen Moskauer Prozess gegen den russischen Ölunternehmer Michail Chodorkowski zeichnet sich nach ersten Teilen der Urteilsbegründung ein Schuldspruch ab.

Moskau (16.05.2005, 18:14 Uhr) - Im Meschtschanski-Gericht der russischen Hauptstadt begann die Vorsitzende Richterin Irina Kolesnikowa am Montag mit der Verlesung ihres mehrere hundert Seiten umfassenden Urteils.

Darin schloss die Richterin sich der Auffassung der Anklage an, Chodorkowski habe sich bei der Privatisierung des Düngemittelwerks Apatit des Betrugs schuldig gemacht und Steuern hinterzogen. Angesichts des langen Richterspruches erwarteten Verteidiger die Verkündung des Strafmaßes erst für Mittwoch. Das Verfahren gegen Chodorkowski und seine Geschäftspartner Platon Lebedjew und Andrej Krainow gilt als vom Kreml gesteuert.

Vor dem Gebäude des streng bewachten Gerichts im Zentrum von Moskau forderten hunderte Menschen einen Freispruch für den früheren Besitzer des Ölkonzerns Jukos. «Michail im Gefängnis - eine Schande für das Land», erklärten sie auf Plakaten. Als die Demonstration nach Ablauf der erlaubten Frist nicht schnell genug aufgelöst wurde, nahmen Polizisten der OMON-Sondertruppe einige Menschen fest.

Prominente demokratische Politiker wie der Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow bekundeten ihre Solidarität mit dem Angeklagten. Gegendemonstranten machten Chodorkowski und andere Unternehmer für die Verarmung Russlands verantwortlich. «Die Oligarchen sind alle Verbrecher», erklärte eine Rentnerin vor dem Gericht.

Chodorkowski und sein Geschäftspartner Platon Lebedjew hätten sich Gelder der Düngemittel-Fabrik Apatit angeeignet, indem sie Konzentrat billig kauften und teuer im Ausland absetzten, sagte die Richterin Kolesnikowa. Zudem hätten die Angeklagten durch Betrug ein Aktienpaket eines Forschungsinstitutes erworben.

«Wir haben nichts anderes erwartet», kommentierte Chodorkowskis Anwältin Karina Moskalenko die Aussagen der Richterin. Der bislang verlesene Teil des Urteils wiederhole wortwörtlich das Plädoyer des Staatsanwaltes, sagte der Verteidiger Anton Drel. Die Verlesung des Urteils sollte am Dienstag fortgesetzt werden. (tso)

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