zum Hauptinhalt

Politik: Kalte Infos

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Eine gesunde Portion Misstrauen kann nie schaden. Zu oft hat man schließlich die Erfahrung gemacht, dass Kanzler, Minister, Parteichefs und Abgeordnete nur die halbe Wahrheit erzählen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Eine gesunde Portion Misstrauen kann nie schaden. Zu oft hat man schließlich die Erfahrung gemacht, dass Kanzler, Minister, Parteichefs und Abgeordnete nur die halbe Wahrheit erzählen. Vor laufenden Kameras und gezückten Notizblöcken spielen sie einfach nicht den spannenden Streit zwischen Politiker A und Politiker B nach, der sich hinter verschlossenen Türen abgespielt hat. Weil das aber mindestens genauso interessant ist wie die offiziellen Parolen, laufen nach solchen Sitzungen die Telefone der Teilnehmer selbiger Veranstaltungen heiß. So gelangen dann die mehr oder weniger genauen Protokolle von Kabinetts-, Fraktions- oder Parteivorstandssitzungen meist doch ans Licht der Öffentlichkeit.

Das Kanzleramt hat nun die kluge Idee gehabt, den Rechercheuren müsste ein Teil ihrer Mühen erspart bleiben. Kostet ja auch schließlich viel Zeit und Geduld, ständig allen hinterherzutelefonieren. Die Kabinettsprotokolle werden nun ins Internet gestellt, ebenso die Mitschriften der Ausschüsse für Wirtschaft und für die Sozialreform, heißt es in einer Information des Bundespresseamtes, die uns auf den Schreibtisch geflattert ist. Prima, haben wir uns hinter den Linden gedacht. Endlich mal die Füße hochlegen. Nichts bleibt uns mehr verborgen. Wir können ja alles nachlesen.

Mal sehen, was die Minister bei ihrer letzten Kabinettssitzung so alles geschwätzt haben. Das steht: „Kanzler Konrad Adenauer...“ Ach je! Leider reicht das Archiv nur vom Jahr 1957 bis 1958. Da müssen wir wohl leider doch weiter zum Telefonhörer greifen. Tuut, tuut… hallo, hallo? Ist da wer? Gerhard, wie war das noch in der letzten Woche im Kabinett?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false