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Die Kurden in Kobane sollen bald Verstärkung bekommen.

© AFP

Kampf gegen den "Islamischen Staat": Verstärkung für Kobane

Die kurdischen Kämpfer in Kobane erhalten Verstärkung mit schweren Waffen. Etwa 200 Peschmerga-Kämpfer mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen sollen in den kommenden Tagen erstmals über die Türkei in die umkämpfte Grenzstadt gebracht werden.

Die kurdischen Verteidiger der von den Dschihadisten vom „Islamischen Staat“ (IS) belagerten nordsyrischen Stadt Kobane erhalten erstmals Verstärkung mit schweren Waffen. Rund 200 Peschmerga-Kämpfer der nordirakischen Kurden mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen werden in den nächsten Tagen in der Stadt erwartet, wie türkische Medien am Mittwoch meldeten. Die Kurden-Kämpfer werden über türkisches Staatsgebiet nach Kobane gebracht.

Erdogan sagte, in Kobane kämpften rund 2000 Kurden gegen den IS. Die Türkei will den Kurden in Kobane nicht direkt militärisch helfen, weil die in der Stadt herrschende PYD ein Ableger der türkisch-kurdischen Rebellengruppe PKK ist. Die türkische Führung hatte sich deshalb lange gegen den Transfer kurdischer Peschmerga aus dem Nordirak nach der sogenannten „Korridorlösung“ gewehrt und erst in den vergangenen Tagen eingelenkt.

Nun sollen die ersten Truppentransporte bald rollen. Nach Medienberichten stimmte das nordirakische Parlament der Entsendung der Peschmerga nach Kobane zu. Die Truppen für Kobane würden aus Einheiten zusammengestellt, die über moderne Waffen verfügten und Erfahrung im Kampf gegen den IS hätten.

Verwirrung um angeblichen Einsatz von Chemiewaffen

Trotz der anfänglichen Skepsis der Türkei betonte Erdogan nun, er selbst habe die „Korridorlösung“ in einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama vorgeschlagen. Diese Erklärung des türkischen Präsidenten stieß bei Regierungskritikern in der Türkei auf Hohn, weil Erdogan die PYD und die PKK zuvor als Terrorgruppen bezeichnet hatte.

Mit scharfen Worten kritisierte Erdogan die Waffenlieferungen an die PYD in Kobane. US-Flugzeuge hatten in den vergangenen Tagen per Fallschirm mehrere Dutzend Ladungen von Waffen, Munition und Medikamenten abgeworfen, obwohl Erdogan die USA ausdrücklich vor einem solchen Schritt gewarnt hatte. Nun sagte Erdogan, die USA hätten inzwischen eingeräumt, dass ein Teil der Waffen beim IS gelandet sei. Die ganze Aktion sei „falsch“ gewesen, sagte Erdogan. IS-Kämpfer hätten auf Videos die so erhaltenen US-Waffen gezeigt. „Jetzt sieht man klar und deutlich, wer hier unterstützt worden ist.“

Verwirrung herrschte am Mittwoch über Berichte, der IS habe in Kobane chemische Waffen eingesetzt. Nach Angaben der Ko-Vorsitzenden der syrischen Kurdenpartei PYD, Asye Abdullah, klagten Betroffene nach einem Gefecht in Kobane über Atemnot, Ohnmacht sowie Reizungen an Augen und Haut. Ein Arzt in der belagerten Stadt sagte dem BBC-Journalisten Güney Yildiz, er könne nicht mit Gewissheit sagen, welche Waffen zum Einsatz gekommen seien. Es könne sich um Chemiewaffen wie Chlorgas oder um Phosphorbomben gehandelt haben.

Wie kommt der IS an deutsche Handgranaten?

Dagegen sagte Rami Abdel Rahman, Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte der dpa, es gebe keine Bestätigung für einen Giftgaseinsatz. Der türkische Parlamentsabgeordnete Ertugrul Kürkcü von der Kurdenpartei HDP forderte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, die UN müssten die Vorgänge untersuchen. Bislang unbestätigte Berichte über einen C-Waffeneinsatz durch die Dschihadisten im Norden Syriens gab es schon vor einigen Wochen.

In den versehentlich bei den IS-Stellungen in Kobane gelandeten Waffenpaketen könnten sich auch Handgranaten aus Deutschland befunden haben. Auf einem im Internet verbreiteten Video packen Extremisten Granaten aus, deren Behälter die Aufschrift „DM41“ tragen – die Typbezeichnung eines älteren deutschen Fabrikats. Unklar ist, aus welchen Beständen die Waffen stammen und wie sie nach Syrien kamen. Die Kurden wollten laut dpa keine Angaben machen, ob unter den von den USA abgeworfenen Waffen auch deutsche waren.

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