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Viele Syrer flüchten aus dem Konfliktgebiet in die Türkei.

© Bulent Kilic/AFP

Kampf gegen IS: Der Syrien-Konflikt bekommt eine neue Dimension

Der Kampf gegen den "Islamischen Staat" könnte die komplette Topographie des Nahen Ostens nachhaltig ändern. Die Türken fürchten vor allem die neue Stärke der Kurden. Ein Kommentar unseres Türkei-Korrespondenten.

Ein Kommentar von Thomas Seibert

Vier Jahre nach seinem Beginn ist der Syrien-Konflikt mehr als ein Bürgerkrieg, der hunderttausenden Menschen das Leben kostet und Millionen zu Flüchtlingen macht. Das wäre schlimm genug, doch mehr und mehr zeigt sich eine weitere Dimension. Der Krieg könnte Syrien in mehrere neue Gebilde spalten und so die politische Landkarte des Nahen Ostens verändern: Ein syrischer Rumpfstaat unter Kontrolle der Assad-Regierung, das „Kalifat“ des Islamischen Staates und ein Kurdenstaat entlang der Grenze zur Türkei könnten an die Stelle des alten Syriens treten.

Die mehreren tausend Menschen aus der syrischen Stadt Tal Abyad, die am Wochenende nach langem Warten über die Grenze in die Türkei durften, sind zwischen die Fronten dieses Krieges geraten. Das könnte aber erst der Anfang gewesen sein. Nach bisher unbestätigten Meldungen haben sich kurdische Milizen aus dem Norden und dem Nordosten Syriens getroffen und damit zwei große Kurdengebiete vereinigt, die bisher voneinander getrennt waren. Ankara sieht darin die Vorboten eines Kurdenstaates vor der eigenen Haustür. Aus türkischer Sicht werden die militärischen Erfolge der Kurden durch westliche Luftangriffe auf den Islamischen Staat ermöglicht.

Weitere Eskalationen könnten die Folge sein. Die Türkei wird die von ihr unterstützten Rebellengruppen in Syrien möglicherweise zum Kampf gegen die Kurden auffordern. Laut der türkischen Opposition unterstützt Ankara schon jetzt den IS mit genau diesem Ziel. Über kurz oder lang könnte die Türkei auch direkt militärisch eingreifen, um den Kurdenstaat zu verhindern. Dies wiederum würde noch stärker als bisher die schiitische Großmacht Iran auf den Plan rufen. Und dies könnte dann Saudi-Arabien und andere sunnitische Golf-Staaten zum Eingreifen bewegen. Die eigentliche Tragödie in Syrien steht womöglich noch bevor.

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