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Politik: Kandidaten-Kür bei Frankreichs Sozialisten

Parteibasis wählt heute Präsidentschaftsbewerber

Nach einer zweieinhalb Monate langen Wahlkampagne stimmen Frankreichs Sozialisten am heutigen Donnerstag darüber ab, wer als ihr Kandidat im Frühjahr 2007 zur Präsidentenwahl antreten soll. Neben der derzeitigen Präsidentin der Region Poitou-Charentes, Ségolène Royal, stellen sich der frühere Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn und der ehemalige Premierminister Laurent Fabius dem Votum der 219 000 stimmberechtigten Mitglieder des Parti Socialiste (PS). Wenn keiner der drei Bewerber im ersten Wahlgang, dessen Ergebnis in der Nacht zum Freitag erwartet wird, mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht, findet in einer Woche eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten statt.

Als klare Favoritin geht die 53-jährige Royal in die Abstimmung. Laut Umfragen unter Sympathisanten der Partei hat sie seit Beginn der Kampagne ihre Spitzenposition in der Beliebtheitsskala behauptet, während Strauss-Kahn (57) und Fabius (60) auf dem zweiten beziehungsweise dritten Platz landeten. Sie hat zudem die Unterstützung von 59 der 105 Vorsitzenden der regionalen Parteiorganisationen. Dennoch gilt der Wahlausgang als offen, da sich die Umfragen nur an Anhänger der Partei richteten. Exklusive Erhebungen unter Parteimitgliedern hat es nicht gegeben. Neben der traditionell starken Bindung der Parteibasis an Führungspersönlichkeiten spielt das Abstimmungsverhalten der 70 000 Parteimitglieder einer Rolle, die erst seit dem Frühjahr eingetreten sind und kaum den klassischen Flügeln zuzuordnen sind.

In den Debatten forderte Royal unter anderem Militärlager für jugendliche Delinquenten und sprach sich für ein Europa „schrittweiser Beweise“ aus. Der umstrittenen Frage des türkischen EU-Beitritts wich sie aus. Fabius, der sich seit seinem Nein zur EU-Verfassung zu einer traditionell linken Politik bekennt, um Wähler links des PS anzuziehen, propagiert ein „linkes Europa“ und ist gegen die EU-Mitgliedschaft der Türkei. Strauss-Kahn warb für eine „moderne Sozialdemokratie“ und plädierte für die Aufnahme der Türkei in die EU. Zu Misstönen kam es, als Royal, ihren Konkurrenten „Macho-Gehabe“ vorwarf.

Der Sieger dieser Urwahl wird voraussichtlich den Innenminister und Vorsitzenden der Regierungspartei UMP, Nicolas Sarkozy, zum Gegner haben. Ob er der einzige Kandidat der Rechten sein wird, ist jedoch ungewiss. Bernadette Chirac, die Gattin von Staatspräsident Jacques Chirac, ließ am Mittwoch durchblicken, dass dieser sich durchaus ein drittes Mal zur Wahl stellen könnte.

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