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Politik: Karrierepolitiker ins Außenamt

Berlusconi gibt Doppelrolle auf

Nach mehr als zehn Monaten ist Silvio Berlusconi nun wieder ausschließlich Ministerpräsident. Am 6. Februar hatte er zusätzlich das Amt des Außenministers übernommen – gegen den Protest nicht nur der Opposition, sondern auch seines engsten Koalitionspartners Gianfranco Fini von der rechten Nationalen Allianz. Fini drängte Berlusconi immer wieder, einen Nachfolger für Renato Ruggiero zu ernennen, der das Amt wegen kritischer Äußerungen zur Regierungspolitik aufgeben musste.

Der neue Mann im Außenministerium heißt Franco Frattini. Er ist der jüngste Politiker der italienischen Nachkriegsgeschichte, der mit diesem hohen Amt betraut wird. Der 1957 in Rom geborene Frattini gilt als politischer Karrierist. Schon als junger Mann wollte er in die Politik, parteipolitisch legte er sich aber nicht fest. Mit 22 Jahren promovierte er in Jura, mit 26 war er bereits Richter und nur drei Jahre später Berater des damaligen sozialistischen Vizeministerpräsidenten Claudio Martelli.

Mit 37 Jahren wurde er unter Lamberto Dini Generalsekretär im Palazzo Chigi, dem Amtssitz der italienischen Regierungschefs, ein Jahr später – ebenfalls unter Ministerpräsident Dini – Minister für öffentliche Verwaltung. Dieses Amt übte er auch in der zweiten Regierung Berlusconis aus. In seinen Fachbereich fiel auch die Koordination des Inlandsgeheimdienstes.

Der heute 45-Jährige gilt als absolut verschwiegen und politisch als „weder links noch rechts, sondern einfach nur er selbst“, wie ihn Kommunistenchef Fausto Bertinotti einmal beschrieb. Berlusconi wird ihn zum Außenminister ernannt haben, weil Frattini ganz in seinem Sinne Außenpolitik auch als Werbung für Produkte „made in Italy“ versteht.

Thomas Migge[Rom]

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