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Kindern und Jugendlichen ist der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit ab 14 Jahren erlaubt, wenn etwa der Vater oder die Mutter dabei ist.

© dpa/Alexander Heinl

„Katastrophal in diesem Alter“: Suchtbeauftragter will Alkohol ab 14 Jahren auch im Beisein von Eltern verbieten

Kinder und Jugendliche dürfen ab 14 Jahren öffentlich trinken, wenn Mutter oder Vater dabei sind – europaweit einmalig. Blienert fordert die Politik auf, zu handeln.

Diese Regelung gilt nur in Deutschland: Kindern und Jugendlichen ist der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit ab 14 Jahren erlaubt, wenn etwa der Vater oder die Mutter dabei ist. Nach Ansicht des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, hat das fatale Konsequenzen. Der SPD-Politiker fordert, dies zu verbieten.

„Wenn Kinder und Jugendliche neben ihren Eltern sitzen, ist und bleibt die Wirkung von Alkohol dieselbe und katastrophal in diesem Alter“, sagte der SPD-Politiker Ippen Media. „Diese Regelung ist einmalig in Europa“, sagte Blienert. „Wir brauchen aber auch den politischen Willen, diese Regelung zu ändern.“

Wir haben aber ein dickes Problem beim Alkoholkonsum.

Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung (SPD)

„Darin spiegelt sich die anachronistische Wahrnehmung, dass wir in Deutschland kein Alkoholproblem hätten. Wir haben aber ein dickes Problem beim Alkoholkonsum“, sagte Blienert weiter. Alkohol sei ein „sehr starkes Zellgift“.

Blienert sprach sich für eine einheitliche Altersgrenze von 18 Jahren für alle Suchtmittel aus. „So lautet auch die Empfehlung, die viele Medizinerinnen und Mediziner unterstützen.“

Benedikt Brixius, Homburger Kinderarzt und Mitglied im saarländischen Landesvorstand des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sagte der „Bild“: „Mit der derzeitigen Regelung besteht das Risiko des frühen Einstiegs in den Bereich Drogen und Alkohol. Genauso sehen wir auch die Liberalisierung der Cannabisregelung kritisch. Alkohol und Drogen können empfindlich die Entwicklung des Nervensystems des Kindes beziehungsweise des Jugendlichen irreversibel stören und schädigen.“

Auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte stimmt zu. „Diesen Vorschlag unterstützen wir, da Alkohol beim wachsenden Gehirn natürlich vermehrt toxisch wirken kann und ein früheres Heranführen an Drogen, in dem Fall Alkohol, die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Abhängigkeit erhöht“, sagte Sprecher Jakob Maske dem Blatt.

Bei Jugendlichen sei besonders problematisch: „Alkoholvergiftungen führen zu einem Absterben von Nervenzellen und damit auch von Gehirnzellen. Diese haben die Eigenschaft, anders als zum Beispiel Hautzellen, nicht nachzuwachsen. Sie gehen also für immer verloren.“

Der SPD-Politiker Blienert will beim Rauchen ebenfalls strengere Regeln. „Das Rauchen im Außengastro-Bereich sollte aus Gesundheitssicht nicht mehr erlaubt sein. Ich bin auch dafür, das Rauchen im Auto zu unterbinden, wenn Kinder und Jugendliche unter 18 oder auch Schwangere mitfahren“, sagte Blienert.

Der Drogenbeauftragte hält auch eine Verteuerung von Tabakwaren für sinnvoll. „Grob sind wir aktuell bei einer Packung mit 20 Zigaretten für acht Euro, andere Länder sind schon bei zwölf Euro oder mehr“, sagte er.

„Der Preis ist ein adäquates Mittel, um insbesondere Kinder und Jugendliche abzuhalten, aber auch um insgesamt die Raucherquote bei den Erwachsenen zu senken“, sagte Blienert. „Höhere Preise schrecken ab, das zeigen unsere Erfahrungen.“ (lem)

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