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Politik: Kehraus im Kreml (Kommentar)

Sollte noch jemand der offiziellen Version geglaubt haben, Boris Jelzin sei völlig freiwillig aus dem Amt geschieden, dann hat ihn Wladimir Putin jetzt eines Besseren belehrt. Der neue Herr im Kreml räumt auf - und zwar gezielt unter Jelzins Getreuen.

Sollte noch jemand der offiziellen Version geglaubt haben, Boris Jelzin sei völlig freiwillig aus dem Amt geschieden, dann hat ihn Wladimir Putin jetzt eines Besseren belehrt. Der neue Herr im Kreml räumt auf - und zwar gezielt unter Jelzins Getreuen. Selbst der innerste Kreis der "Familie" wird nicht verschont, musste die zu Winterbeginn noch so einflussreiche Tochter Tatjana Djatschenko erfahren. Mit sicherem politischen Instinkt setzt Putin seine Signale an die russische Öffentlichkeit, die ihn in wenigen Wochen offiziell zum Präsidenten küren soll. Der Jelzin-Clan ist vielen Bürgern verhasst - nicht zuletzt wegen der schamlosen Bereicherung, die in obszönem Gegensatz zur verbreiteten Armut im Volk steht. Putin tritt vollends aus dem Schatten seiner Förderer, weil der seinen weiteren Aufstieg verdunkeln könnte. Vor kurzem war er noch Regierungschef von Jelzins Gnaden. Nun ist es umgekehrt: Für Tochter Tatjana und den Rest der "Familie" hängt die Sicherheit vor Strafverfolgung von Putins Gnaden ab. Nur Boris Jelzin selbst hat er lebenslange Immunität zugesichert. Putin also ein Saubermann? Gemach. Für Erste genügt es ihm, das Image der Tatkraft zu festigen. Die Bürger sehen es nach so viel Stillstand mit Erleichterung. Die Frage, welchem Ziel die Taten dienen und wem sie nützen, folgt später.

cvm

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