zum Hauptinhalt

Politik: Kein neuer Kredit aus Russland

Regierungschef Dmitri Medwedew kündigt harte Haltung bei Verhandlungen an.

Nikosia/Moskau/Berlin - Russland wird Zypern nicht mit einem weiteren Kredit unterstützen. Dies sagte der zyprische Finanzminister Michalis Sarris am Donnerstag im zyprischen Fernsehen. „Sie können uns nicht mit einem Kredit helfen, weil unsere Schulden wachsen würden“, sagte Sarris. Jetzt sei Hilfe seitens der Unternehmer nötig. Darüber werde er am Abend in Moskau mit russischen Ministern reden, sagt Sarris weiter. Russland hatte Zypern bereits im Jahr 2011 einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro gewährt.

Auf der verzweifelten Suche nach anderen Geldquellen war Sarris am Dienstag nach Moskau geflogen. Sarris sagte, zusätzlich zu besseren Konditionen für den laufenden russischen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro werde über Kooperationen im Banken- und Erdgassektor gesprochen. Konkret geht es um die Ausbeutungsrechte an kürzlich gefundenen Gasfeldern vor der Küste Zyperns.

In Zypern lagern große Vermögen russischer Investoren, weshalb viele Beobachter einen Rettungsbeitrag des Landes erwarten. Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew kündigte in einem Interview mit europäischen Medien aber eine „harte“ Haltung an. Er beklagte, dass in Zypern, wo die Banken seit Tagen geschlossen sind, viele Konten russischer Behörden blockiert seien. Medwedew drohte zudem, den Euro-Anteil an den russischen Währungsreserven zu reduzieren. Die Idee einer Sonderabgabe auf alle Bankeinlagen in Zypern sei ein „Grund“, über die Bildung von Euro-Rücklagen „nachzudenken“, sagte Medwedew. „Zwischen 41 und 42 Prozent“ der Reserven seien derzeit in Euro deponiert und der Vorschlag der Sonderabgabe für die Bankguthaben in Zypern sei „unangemessen“. Das zyprische Parlament hatte zu Wochenbeginn die Zwangsabgabe für Inhaber zyprischer Bankkonten und damit auch das Hilfspaket internationaler Geldgeber von zehn Milliarden Euro zurückgewiesen.

Russlands zweitgrößte Bank VTB hat indes kein Interesse an einem Einstieg in die maroden zyprischen Geldhäuser. Auf die Frage, ob die VTB sich vorstellen könne, Anteile von zyprischen Geldinstituten zu erwerben, sagte Firmenchef Andrej Kostin: „Nein“. Zwei Banken in Zypern seien in einer sehr kritischen Lage und bräuchten signifikante Hilfen in Form von Rettungspaketen. „Von daher ist es sinnlos darüber zu sprechen, ob wir einsteigen könnten.“ Laut Berechnungen der Rating-Agentur Moody’s hatte VTB Ende 2011 Anlagen in Höhe von 13,8 Milliarden Dollar in Zypern.

Neben den Finanzgeschäften hat Russland zudem außenpolitische Interessen in der Region des östlichen Mittelmeers. Die Russland-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWF) in Berlin, Margarete Klein, wies auf die ungewisse Zukunft der russischen Militärbasis im syrischen Tartus hin. Wenn Russland dafür im Gegenzug für finanzielle Hilfen einen Marinestützpunkt in Zypern erhalten sollte, würde Moskau damit auch gleichzeitig „seine militärische Präsenz im Mittelmeer ausbauen“, sagte Klein dem Tagesspiegel. „Das würde sowohl den Großmachtanspruch Moskaus unterstreichen, als auch seine Fähigkeit, seine Interessen dort und gegenüber dem Nahen Osten mit mehr Nachdruck zu verteidigen, stärken.“ hmt/dpa/rtr/AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false