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Kein Ramadan: Irans Regime feiert nicht mehr gerne

Die muslimische Welt feiert Ramadan – nur die Islamische Republik Iran sagt ihre islamischen Festtage ab. Zwar hat das Regime seit den Unruhen jedes Aufbegehren niederknüppeln lassen. Aber religiöse Feiern könnten leicht zur neuen Kraftprobe mit dem Volk werden.

Termine zum Feiern gibt es im Iran derzeit reichlich. So wie die Qadr-Nächte am Mausoleum des Staatsgründers Ayatollah Chomeini, die am Mittwoch beginnen und normalerweise im iranischen Staatsfernsehen live übertragen werden. Sie sind eine Zeit geistlicher Ansprachen, reden sollte unter anderem der frühere Präsident Mohammed Chatami.

Bis zu vier Millionen Zuhörer erwarteten oppositionelle Websites zu diesem Ereignis, zu dem sich auch die Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karroubi angesagt hatten. Jetzt zog das Regime die Notbremse und verlangte von Enkel Hassan Chomeini, der als Direktor des Mausoleums die Einkehrtage organisiert, Chatami wieder auszuladen. Der weigerte sich und sagte stattdessen die gesamten dreitägigen Feiern ab "wegen Problemen, denen sich das Mausoleum ausgesetzt sieht" – wie es auf seiner Website heißt.

Seit dem Tod Chomeinis vor zwanzig Jahren hat es so etwas noch nicht gegeben. Der 37-jährige Geistliche gilt als Unterstützer von Mir Hossein Mussawi. Er und die gesamte Familie Chomeini blieben der offiziellen Ernennung und Vereidigung von Mahmud Ahmadinedschad demonstrativ fern.

Das Regime ist alarmiert

Aber auch der Oberste Religionsführer Ali Chamenei, der diese Woche zum zweiten Mal nach dem 12. Juni das Freitagsgebet in Teheran halten wird, will kein Risiko eingehen. Seine traditionelle Ansprache am Ende des Fastenmonats vor großem Publikum hat er in einen kleineren Saal verlegen lassen, berichtete die Zeitung Etemad, die der Opposition nahe steht.

Und kaum war das organisiert, zeichnete sich schon das nächste Problem ab, der von Staatsgründer Chomeini 1979 eingeführte Jerusalemtag - normalerweise genutzt als staatlich organisierter Aufmarsch für anti-israelische Parolen. Mehdi Karroubi rief die Anhänger der "grünen Bewegung" auf, am 18. September massenhaft auf die Straße zu gehen. "Dann werden wir wieder die Macht des Volkes erleben", sagte er. "Und wir werden sehen, welche Seite das Volk unterstützt".

Das Regime reagierte alarmiert, Geheimagenten stellten Karroubis persönliches Büro auf den Kopf, versiegelten die Räume und verhafteten seinen engsten Mitarbeiter, den früheren Teheraner Bürgermeister Morteza Alviri. Gleichzeitig konterte Irans Polizeichef mit einer ebenso scharfen wie dubiosen Warnung: "Der Jerusalemtag dient der Unterstützung der unterdrückten Palästinenser und der Verdammung von Besatzern. Er sollte nicht für politische Zwecke missbraucht werden", erklärte er.

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