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Politik: Keine Hilfe

Im erfolglosen SPD-Landesverband Sachsen wird der Wirtschaftsminister mit Skepsis erwartet

Von Matthias Meisner

Berlin - Das hat Sachsens SPD-Wahlkämpfer dann doch überrascht. Am Mittwoch ist Landesparteichef Thomas Jurk mit Franz Müntefering im Freistaat unterwegs. Nach den Pfiffen am Vorabend gegen Gerhard Schröder muss Jurk mit anhören, wie Müntefering bei einer Wahlkampfveranstaltung in Zwickau ausgebuht wird. Und so wollen seine Helfer erstmal gar nicht glauben, dass sichWolfgang Clement am übernächsten Montag nach Leipzig aufmachen will, um dort mit Demonstranten zu streiten – eine Woche nach dem geplanten Auftritt Oskar Lafontaines in der Messestadt. Bisher erwarten die Strategen der Landespartei nicht, dass Clement ihnen im Wahlkampf etwas nützen kann. Eine Kundgebung mit dem Hartz-Minister etwa in Dresden steht gar nicht im Wahlkampfkalender. Motto: „Bloß nicht auf dem Altmarkt mit 10 000 Leuten diskutieren.“

Doch womöglich ist auch schon alles egal – und Jurk wird nach dem 19. September weiter den erfolglosesten SPD-Landesverband führen müssen. Die jüngste Forsa-Umfrage sagt der Sachsen-SPD elf Prozent voraus, ein so mieses Ergebnis wie 1999. Gäbe es eine Direktwahl des Ministerpräsidenten, sähe es noch schlechter aus: Jurk vier, CDU-Amtsinhaber Georg Milbradt 55 Prozent. Hämisch mahnt PDS-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz, Schröder dürfe die PDS-Wähler nicht zum Rand der Gesellschaft erklären: „Die PDS ist im Osten eine Volkspartei, drückt das aus, was bis in die Mitte der ostdeutschen Teilgesellschaft empfunden wird. Elf Prozent, wie sie die SPD in Sachsen derzeit erreicht, sollten wahrscheinlich nicht Anlass sein, mit Fingern auf politische Konkurrenten zu zeigen.“

Clement nach Leipzig eingeladen hat Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer, Protagonist der Montagsdemos. Der hat wenigstens einen Trost für die SPD parat: „Wenn Lafontaine kommt, werde ich nicht mitlaufen.“

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