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Kernenergie: Gutachten sieht große Risiken bei deutschen Akw

Einen Tag vor der Abstimmung über die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke im Bundestag hat die Ärzteorganisation IPPNW ein österreichisches Gutachten veröffentlicht, in dem erhebliche Bedenken dagegen formuliert werden.

Berlin - Einen Tag vor der Abstimmung über die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke im Bundestag hat die Ärzteorganisation IPPNW ein österreichisches Gutachten veröffentlicht, in dem erhebliche Bedenken dagegen formuliert werden. Der „Schwachstellenbericht Siedewasserreaktoren Baulinie 69“ ist im Auftrag zweier österreichischer Landesregierungen und der Umweltanwaltschaft in Wien erstellt worden. Zu der besagten Baulinie gehören die Atomkraftwerke Isar 1, Philippsburg 1 und die beiden schleswig-holsteinischen Anlagen Brunsbüttel und Krümmel. Österreich hat schon vor Jahren den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen und zudem liegt das bayerische Atomkraftwerk Isar 1 nahe der Grenze. Das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität in Wien kommt zu dem Schluss, dass die „schwerwiegenden Konstruktionsmängel durch keinerlei Nachrüstmaßnahmen ausgeglichen werden“ könnten. Die Anlagen erfüllten „nicht die Grundbedingungen der Basissicherheit“, stellen die Gutachter fest und zitieren den deutschen Tüv mit dem Hinweis, dass „weder die Werkstoffwahl noch die Fertigungsbedingungen den Forderungen des Basissicherheitskonzepts“ entsprächen. Das Fazit: „Eine Lebenszeitverlängerung für diesen Reaktortyp beinhaltet ein nicht akzeptables Risiko.“

Auch Wolfgang Renneberg, bis zum Regierungswechsel Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, warnt vor Risiken durch die Laufzeitverlängerung. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er, dass die Reaktoren, sollten sie flexibel betrieben werden, erhöhter Materialermüdung ausgesetzt würden. Derzeit wirbt die Lobbyorganisation der Energiekonzerne, das Atomforum, mit großformatigen Anzeigen und Plakaten für eine solche flexible Fahrweise der Meiler. Um die schwankende Stromproduktion von Windrädern oder Solaranlagen auszugleichen, will man nicht mehr Tag und Nacht die gleiche Menge Strom, sondern an den Bedarf angepasst produzieren. „In der Praxis haben wir heute schon viele Teile, die bereits bei normalen Lasten schneller ermüden, als wir gedacht haben“, sagte Renneberg.

Im Umweltausschuss ist es bei der Beratung der Atomnovellen am Montag und Dienstag zum Eklat gekommen. Unions- Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier (CDU) warf den Grünen vor, nur auf Klamauk zu setzen. „Das erinnert mich an Vorgänge aus Zeiten der außerparlamentarischen Opposition.“ Altmaier warf der Opposition vor, sie habe versucht, die Entscheidung am Donnerstag im Bundestag zu verhindern. Durch Geschäftsordnungsanträge und Störungen habe die Opposition eine Sachdiskussion verhindert. Der parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, wies dies zurück. „Der Bundestag ist in diesem Gesetzgebungsverfahren nicht in dem gebotenen Maß beteiligt worden“, sagte er. Das Atomgesetz sei von der Koalition im Schnellverfahren abgenickt worden.

Erstmals seit zwei Jahren haben Castorbehälter mit Atommüll die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Deutschland verlassen. Der Konvoi nach Gorleben soll am 5. November starten. Der französische Atomkonzern Areva, der die Anlage in La Hague betreibt, bestätigte die Ankunft der ersten fünf von insgesamt elf Behältern in Valognes am Ärmelkanal, wo sie auf Bahnwaggons verladen werden sollen.

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