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Kernkraft: Reaktor Emsland nach Zwischenfall abgeschaltet

Das Kernkraftwerk im niedersächsischen Lingen ist nach einer Störung vom Netz genommen worden. Welcher Art der Zwischenfall war, teilte der Betreiber RWE nicht mit.

Eine Überwachungseinrichtung an einem Maschinentransformator löste in Lingen nach Mitteilung des Betreibers RWE die Schnellabschaltung aus. Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums handelt es sich aber um einen Vorfall geringer Bedeutung, der nur auf der untersten Meldekategorie und nicht als Störfall eingestuft wurde.

Auch ein Block des Kernkraftwerks Philippsburg bei Karlsruhe wurde vom Netz genommen. Als Grund nannte der Betreiber Energie Baden-Württemberg (EnBW) die Suche nach einem möglichen Fehler im Bereich der Maschinentransformatoren. Eine Meldepflicht bestehe derzeit nicht.

In Hannover erklärte das Landesumweltministerium für das AKW Lingen, eine Sicherheitsgefahr bestehe nicht, es habe keinerlei Austritt von Radioaktivität gegeben. Unklar ist, wie lange das Werk abgeschaltet bleibt, RWE sprach von zwei Tagen.

RWE teilte mit, alle Sicherheitseinrichtungen hätten ordnungsgemäß funktioniert. Die Überwachungseinrichtung, die den Alarm auslöste, diene dazu, einen Stufenschalter des Maschinentrafos vor Schäden zu schützen. Über den Trafo wird der Strom mit geringerer Spannung aus dem Kraftwerk in das Hochspannungsnetz eingespeist. Die Behörden seien umgehend informiert worden. Experten der Atomaufsicht und Gutachter des TÜV seien zur Anlage gefahren. Der Hersteller solle nun den Maschinentrafo überprüfen, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Bei RWE wie auch im Kreis Emsland gab es keine Berichte über Stromschwankungen oder -ausfälle.

EnBW erklärte für Philippsburg, Messungen hätten ergeben, dass die Isolationseigenschaft des Öls der Isolierkerzen eventuell vermindert sei. Der Block 2 habe vom Netz genommen werden müssen, weil während des laufenden Betriebs keine Ölproben entnommen werden könnten. Die Aufsichtsbehörde, das Umweltministerium Baden-Württemberg, sei informiert.

Der 1400-Megawatt-Reaktorblock in Lingen wurde 1988 in Betrieb genommen und produziert nach Angaben von RWE elf Milliarden Kilowattstunden Strom jährlich. Damit könnten 3,5 Millionen Haushalte versorgt werden.

Der Atommeiler Philippsburg wurde in den 1970er Jahren gebaut. Der erste Block mit einem Siedewasserreaktor ging 1979 ans Netz, der zweite, ein Druckwasserreaktor, 1984. Beide Blöcke decken etwa ein Viertel des Strombedarfs in Baden-Württemberg.

Die Ministeriumssprecherin in Hannover erklärte, der Zwischenfall im AKW Lingen sei so geringfügig, dass er erst innerhalb von fünf Tagen der Atomaufsicht - also dem Ministerium - habe gemeldet werden müssen. Zudem beeinträchtigt er laut einer internationalen Bewertungsskala die Sicherheit nicht.

Beim Reaktorunfall von Tschernobyl wurde die höchste Stufe 7 erreicht.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, kg

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