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Kiribatis Präsident Anote Tong am Montag bei seiner Rede während der UN-Klimakonferenz in Paris.

© dpa

Klimaflüchtlinge im Pazifik: Bereit zu gehen

Die Vereinten Nationen haben die Menschen im Pazifik nach ihren Plänen gefragt. Viele rechnen damit, ihre Heimat verlassen zu müssen.

In den kleinen Inselstaaten Kiribati, Nauru und Tuvalu halten es schon heute viele Menschen für wahrscheinlich, dass sie wegen des Klimawandels emigrieren müssen. Das ist das Ergebnis der ersten repräsentativen Befragung zu Migration in der Region. Sie wurde heute bei der Klimakonferenz in Paris vorgestellt.

Demnach halten es 40 Prozent der Menschen auf Nauru für wahrscheinlich, dass sie wegen des Anstiegs des Meeresspiegel auswandern müssen. Auf Kiribati und Tuvalu sind es sogar 70 Prozent. Allerdings hat nur ein Viertel auch die finanziellen Möglichkeiten dazu. „Die Ergebnisse bestätigen, was wir bereits wussten: Die Menschen auf den pazifischen Inseln tragen die Hauptlast des Klimawandels, haben aber wenig Möglichkeiten, darauf zu reagieren“, sagt der Ministerpräsident von Tuvalu, Enele Sosene Sopoaga.

Stürme, Überschwemmungen und das Einsickern von Salzwasser sind die bedrohlichsten Auswirkungen des Klimawandels in der Region, berichtet Koko Warner von der Universität der Vereinten Nationen, die die Daten zusammen mit der University of the South Pacific ausgewertet hat. „Das ist an den Küsten überall auf Welt so“, sagt Koko Warner, „wir vergessen nur zu leicht, wie sehr wir vom Wetter abhängen.“

Bisher genießen Klimaflüchtlinge keinen Schutz

Sie sieht vier Strategien, wie die Menschen auf den Klimawandel reagieren: „Manche haben den starken Willen dort zu bleiben, wo sie sind. Manche sehen es zumindest als Option an zu gehen. Von denen, die ihr Land auf jeden Fall verlassen möchten, wollen viele Geld nach Hause schicken. Und manche glauben, dass sich die Menschen der Inselstaaten ein ganz neues Zuhause schaffen müssen.“

Der Präsident von Kiribati, Anote Tong, hat dafür das Konzept der „Migration mit Würde“ geprägt. Dazu gehört ein Bildungsprogramm, das die Auswanderer als Arbeitskräfte qualifizieren soll.

Zunächst aber fordert Koko Warner ein Risikomanagement für Bewohner der Inselstaaten: „Sie brauchen Zugang zu Wetterinformationen und Versicherungen“, sagte sie. Viele Menschen nannten bei der Befragung auch etwas ganz Einfaches: Die Möglichkeit, Regenwasser aufzufangen und zu lagern.

„Migration ist ein massiver Trend im 21. Jahrhundert, auf den die Institutionen sehr schlecht vorbereitet sind“, sagte Werner weiter. „Wir brauchen einen neuen rechtlichen Rahmen dafür. Denn bisher sind Klimaflüchtlinge von der Genfer Konvention nicht geschützt.“

Die Befragung ist Teil eines größeren Projekts, das von der EU und der UN gefördert wird und Anpassungsstrategien für die Menschen auf den pazifischen Inseln entwickeln soll.

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