zum Hauptinhalt
Demonstranten in New York vor dem Klimagipfel am Mittwoch.

© dpa

Klimagipfel in New York: Die Politik stellt sich taub

In der Politik fehlt immer noch der Wille, bessere Rahmenbedingungen für den Klimaschutz zu schaffen. Dabei haben auch große Konzerne längst verstanden, dass sie mehr tun müssen - und handeln. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

Außerhalb der Politik ist der Ruf von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon für mehr Klimaschutz gehört worden. Bevor sich an diesem Dienstag 126 Staats- und Regierungschefs auf Einladung von Ban in New York zum Klimagipfel versammeln, haben am Wochenende mehr als eine halbe Million Menschen in aller Welt  – davon allein mehr als 300 000 in New York – für ein besseres Klima demonstriert.

In den Wochen vor dem Gipfel haben aber auch viele große und relevante multinationale Konzerne wie beispielsweise die Nahrungsmittelkonzerne Unilever oder Nestlé aber auch viele Industrieunternehmen in öffentlichen Deklarationen einen globalen Preis für Kohlendioxid gefordert. Denn ein Preis auf das klimaschädliche Treibhausgas würde Investitionen in den Klimaschutz auch betriebswirtschaftlich vernünftig werden lassen. Bisher wird CO2 noch in vielen Teilen der Welt kostenlos in der Atmosphäre abgeladen – und bleibt dort mehrere hundert oder sogar tausend Jahre wirksam. Leider gilt das trotz eines Emissionshandels seit 2005 auch in der Europäischen Union. Von Anfang an waren zu viele Zertifikate auf dem Markt, die Preise für die „Entsorgung“ von CO2 in der Atmosphäre liegen seit Jahren stabil unter fünf Euro pro Tonne. Das führt nicht zu Veränderungen. Die wären aber bitter nötig.

Vor wenigen Tagen haben 160 Umweltpreisträger aus aller Welt, unter ihnen auch der Deutsche-Umweltpreisträger Ernst-Ulrich von Weizsäcker die wohltätigen Stiftungen der Welt aufgefordert, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und ihr Geld aus dem Öl-, Gas- und Kohlegeschäft abzuziehen. Im Januar hat sich bereits ein Divest-Bündnis gebildet. Bisher haben 40 Stiftungen rund zwei Milliarden Euro aus dem Geschäft mit fossilen Energien abgezogen. Und einen Tag vor Bans Gipfel zog eine der ganz Großen nach: Die Erben der Öl-Milliardäre der Familie Rockefeller wollen das Geld ihrer seit 1940 existierenden Stiftung nicht mehr im dreckigen Öl- und Kohlegeschäft anlegen. Bis zum Jahresende kündigte der Chef der Rockefeller-Stiftung, Stephen Heintz, an, werde die Organisation ihr Geld aus dem Ölsand-Geschäft in Kanada und aus dem Kohlegeschäft abziehen. Die übrigen Öl-Investitionen würden in den folgenden Jahren ebenfalls beendet. Schon seit 2010 investiert die Rockefeller-Stiftung zehn Prozent ihres Vermögens in erneuerbare Energien.

Das ist ein starkes Symbol dafür, dass die Welt da draußen längst verstanden hat, dass der Klimaschutz überlebenswichtig ist. Gehandelt wird längst auf allen Ebenen. Was bisher noch fehlt, ist der politische Wille der ganzen Welt, für dieses individuelle Handeln den richtigen Rahmen in eine klimafreundlichere Zukunft zu schaffen.

Zur Startseite