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Klimaschutz: Kopenhagen kontra Kohlendioxid

Bis zum Jahr 2025 will Kopenhagen die erste kohlendioxidneutrale Hauptstadt der Welt werden. Die Stadt schloss sich als hundertstes Mitglied dem Netzwerk klimaneutraler Staaten, Städte und Firmen an, die das UN-Umweltprogramm vor einem Jahr gegründet hat.

Ende Dezember wird Kopenhagen Gastgeber des Weltklimagipfels sein, auf dem ein neues Abkommen zur Minderung der weltweiten Kohlendioxidemissionen abgeschlossen werden soll. Für den Klimaschutz haben die sieben Stadträte der dänischen Hauptstadt ihre politischen Gegensätze ruhen lassen. Das internationale Signal war ihnen wichtiger: Die Stadt will nur noch so viel Kohlendioxid (CO2) in die Luft blasen, wie sie binden kann.

Die sozialdemokratische Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregaard, einst EU-Umweltkommissarin, hat sich für die Präsentation des Umweltpakets einen passenden Ort ausgewählt: das nahezu klimaneutrale Hotel Crown Plaza, das Dänemarks größte Solaranlage besitzt. Mit dem Programm sollen rund 50 Initiativen gefördert werden, bei denen vor allem fossile Brennstoffe durch klimaneutralere Energieformen wie Windkraft oder Sonnenenergie ersetzt werden. Ein Parkticket können sich elektro- und wasserstoffbetriebene Autos bald sparen, während Benzinautos zahlen müssen. Auch städtische Gebäude sollen im großen Stil saniert werden, um Energie zu sparen.

Kopenhagen will seinen CO2-Ausstoß bis 2015 um 20 Prozent im Vergleich zu 2005 reduzieren. Insgesamt soll er bis 2025 von 2,5 Millionen auf 1,1 Millionen Tonnen jährlich sinken. Bjerregaard will die Reduktion vorrangig dadurch erreichen, dass die Fernwärmeversorgung, für die bisher Kohle eingesetzt wurde, auf Biomasse und Erdwärme umgestellt wird. Kopenhagen hat einen Fernwärmeanteil von weitweit sonst unerreichten 97 Prozent. Alle Kopenhagener sollen grünen Strom und Anteile an Windmühlen kaufen können. Die klimafreundliche Renovierung von Schulen, Institutionen und Sportanlagen soll den CO2-Ausstoß um 50 000 Tonnen im Jahr senken. Die Umstellung auf Elektro- und Wasserstoffautos soll weitere 50 000 Tonnen CO2 einsparen. Durch Aufklärung soll sich das Energieverhalten der Bürger so ändern, dass sie weitere 20 000 Tonnen einsparen können. Auch energiearme Neubauten werden gefördert. Zudem sollen mehr Parks angelegt werden, die CO2 binden und so zur Klimaneutralität beitragen können.

Trotz der umfangreichen Umstellungen will Bjerregaard die Steuern nicht erhöhen. Viele Investitionen amortisierten sich durch die eingesparte Energie schnell, sagte die Oberbürgermeisterin. In diesem Sommer soll der Umweltplan der Stadtversammlung vorgelegt werden. Einen Beschluss möchte Bjerregaard am liebsten schon zum Beginn des UN-Klimagipfels vorweisen können.

Den Klimavorstoß ihrer Stadt sähe die Oberbürgermeisterin gerne als Initialzündung auch für andere europäische Hauptstädte. „Wir würden uns über Klimakonkurrenz anderer Städte freuen“, sagte Ritt Bjerregaard. Im Netzwerk klimaneutraler Städte sind bereits Großstädte wie Sydney, Vancouver oder Daejon mit dabei, nur noch keine Hauptstadt.

André Anwar[Kopenhagen]

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