zum Hauptinhalt
Der CDU-Politiker Gert Meyer (links), Susanne Gaschke (SPD) und Andreas Tietze (Die Grünen) kämpfen in Kiel um das Amt des Oberbürgermeisters.

© dpa

Knappes Rennen: OB-Wahl in Kiel: Journalistin gegen Betriebswirt

Am Sonntag treten Susanne Gaschke für die SPD und Gert Meyer für die CDU bei der Oberbürgermeisterwahl in Kiel an. Weil das Rennen sehr eng ist, bringt möglicherweise erst eine Stichwahl 14 Tage später die Entscheidung.

Das Rennen bei der am Sonntag anstehenden Oberbürgermeisterwahl in Kiel ist derart knapp, dass die Entscheidung wohl erst 14 Tage später bei einer Stichwahl fällt. Beobachter rechnen jedenfalls nicht damit, dass sich ein Kandidat bereits im ersten Wahlgang durchsetzt.

Bei insgesamt fünf Kandidaten läuft alles auf das Duell zwischen der 45-jährigen Susanne Gaschke (SPD) und dem vier Jahre jüngeren Gert Meyer (CDU) hinaus. Frau gegen Mann, Journalistin gegen Betriebswirt, Polit-Quereinsteigerin gegen Verwaltungsfachmann – gegensätzlicher könnte sich das aussichtsreiche Duo den 195 000 Wahlberechtigten gar nicht präsentieren. In den Umfragen liegen beide Kopf an Kopf etwas oberhalb von 40 Prozent. Die Grünen schicken mit Andreas Tietze einen Verkehrs- und Wirtschaftsexperten aus der eigenen Landtagsfraktion ins Rennen, dessen Kandidatur allem Anschein nach dazu führen wird, dass Gaschke und Meyer endgültig erst am 11. November unter sich ausmachen, wer den höchsten Posten im Kieler Rathaus bekommt. Am kommenden Sonntag wird wohl keiner von beiden den Sprung über die 50-Prozent-Hürde schaffen. Dazu gesellen sich mit dem Diplom-Volkswirt Jan Barg und dem aus der Occupy-Bewegung stammenden Matthias Cravan zwei Einzelbewerber, die zusammen kaum fünf Prozent der Stimmen erreichen dürften und als chancenlos gelten.

Gaschke, die zuletzt 15 Jahre lang als Redakteurin der Wochenzeitung „Die Zeit“ über die Politik nur geschrieben hat, ist mit dem Kieler Bundestagsabgeordneten und Verteidigungsexperten Hans-Peter Bartels (SPD) verheiratet. Sie musste bei ihrer Nominierung gewaltig zittern, denn erst im zweiten Wahlgang nach viermaligem Auszählen bekam sie gerade einmal zwei Stimmen mehr als ihre Rivalin, die Juristin, Verwaltungsexpertin und Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler. Torsten Albig (SPD), der mit dem Wechsel im Frühsommer ins Amt des Ministerpräsidenten überhaupt erst den OB-Sessel frei machte, gehörte übrigens zum Söller-Winkler-Lager.

So wenig wie Gaschke in der SPD bis zu ihrer Bewerbung eine Rolle spielte, so gering war in der Nord-CDU auch die Wahrnehmung von Meyer. Der CDU- Kandidat war bis Ende März dieses Jahres noch Stadtkämmerer und kennt das Kieler Rathaus wie seine Westentasche. Gerne erzählte er im Wahlkampf dann auch, dass sich die mit rund 400 Millionen Euro verschuldete Stadt Kiel bestimmte Dinge leisten kann oder eben nicht. Meyer sieht sich in der politischen Großwetterlage zwar als Außenseiter, blickt aber gerade in dieser Rolle gern zurück in die jüngere Stadtgeschichte, als Angelika Volquartz 2003 völlig überraschend bei der OB-Wahl den SPD-Konkurrenten Jürgen Fenske hinter sich ließ. Die CDU hatte zuletzt allerdings gerade in den Städten Akzeptanzprobleme. Außerdem besitzt sie in der Landeshauptstadt Kiel mit rund 800 Parteigängern nur halb so viele Mitglieder wie die SPD.

Genau wie nunmehr im Land regiert in der Kieler Ratsversammlung eine Mehrheit von SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband. Zur Gretchenfrage könnte werden, welcher Kandidat die Wähler am besten mobilisieren kann. Bei Albigs Wahlsieg 2009 lag die Wahlbeteiligung bei mäßigen 36,5 Prozent. Die Wahl gilt jedenfalls zugleich als Stimmungsbarometer für die im Mai 2013 stattfindenden Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false