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Koch vs. Ypsilanti: TV-Duell ohne Überraschungen

Das Fernseh-Duell zwischen Roland Koch (CDU) und Herausforderin Andreas Ypsilanti (SPD) galt als letzte große Chance, die hessischen Wähler für eine der beiden Seiten zu mobilisieren. Gelungen ist das nicht.

Zumindest optisch präsentierten sich die Kontrahenten im TV-Studio des Hessischen Rundfunks überraschend ähnlich. Beide trugen randlose Brillen, dunkles Tuch und dezente Accessoires. Ypsilanti und Koch waren Anspannung und Erwartungsdruck anzumerken. Angesichts des sich abzeichnenden Kopf-an-Kopf-Rennens am 27. Januar hatten beide der Konfrontation der Spitzenkandidaten hohe Bedeutung zugemessen - vor allem Koch, der im direkten Vergleich laut Umfragen inzwischen zehn Punkte zurückliegt.

Angriff und Ausweichen

Es war aber Ypsilanti, die nach dem 90-minütigen Streifzug durch die Landespolitik den Eindruck größerer Angriffslust hinterließ. Koch hingegen gab den kompetenten und erfahrenen Regierungschef, der Tabuthemen nicht scheut. Der Ministerpräsident warb mit der Bilanz seiner inzwischen neun Regierungsjahre und konzentrierte sich ansonsten auf die Schwachpunkte im Konzept seiner Gegnerin. Deren Wahlversprechen von der Abschaffung der Studiengebühren bis zum Verzicht auf den Verkauf landeseigener Immobilien addierten sich auf eine runde Milliarde Euro, hielt er Ypsilanti vor. Auf Rechnereien ließ sich seine Herausforderin indes nicht ein: "Ihre Zahlen stimmen nicht, 200 Millionen ist die realistische Zahl", erwiderte sie lediglich. Niemand könne von einer Opposition ein "Programm zum Nulltarif" verlangen. Für Koch war das "der Höhepunkt der Unpräzision".

Ypsilanti: "Nicht mit der Linken"

"Ausweichend" war überhaupt Kochs Generalurteil über das Programm Ypsilantis. Ob es um den Ausbau des Frankfurter Flughafens ging oder um den Umgang mit der Linken. Gerade letzteres sei eine heikle Frage, denn bisher zeichnet sich keine eigene Mehrheit für SPD und Grüne ab. "Ich brauch' die Linke nicht“, sagte Ypsilanti am Sonntag trotzig, „es bleibt dabei: Nicht mit der Linken." Koch konterte mit dem Hinweis auf Ypsilantis linkes Image und auf rot-rote Koalitionen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Die Programme Ypsilantis und der Linken seien austauschbar.

Sachlich und fair

Insgesamt blieb die Auseinandersetzung aber sachlich. Koch und Ypsilanti verzichteten auf Provokationen oder persönliche Angriffe. Schön, dass so etwas noch möglich sei, sagte der CDU-Mann hinterher. "Ich fände es gut, wenn Herr Koch im Rest vom Wahlkampf bei diesem Ton bleiben könnte", gab Ypsilanti zurück. In der Tat gehen die Parteien anderswo weniger zimperlich miteinander um. In der letzten Phase plakatiert die Hessen-CDU Warnungen vor einem "Linksblock" aus Ypsilanti, Grünen-Chef Tarek Al-Wazir und Kommunisten. Umgekehrt haben SPD und Grüne ihre Kampagnen deutlich auf die Person des Ministerpräsidenten ausgerichtet. (cp/dpa)

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