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Politik: Kölner Bürgermeisterwahl: Schwarz-grüner Flirt unter dem Dom

Fritz Schramma hielt die Kameras fest im Blick. Er hatte sich soeben öffentlich über sein gutes Ergebnis beim ersten Wahlgang für das Kölner Oberbürgermeisteramt gefreut und verließ die Bühne, als seine grüne Mitbewerberin Barbara Moritz an die Mikrofone drängte.

Fritz Schramma hielt die Kameras fest im Blick. Er hatte sich soeben öffentlich über sein gutes Ergebnis beim ersten Wahlgang für das Kölner Oberbürgermeisteramt gefreut und verließ die Bühne, als seine grüne Mitbewerberin Barbara Moritz an die Mikrofone drängte. Spontan herzte der CDU-Kandidat die grüne Frontfrau. Anke Brunn, die SPD-Bewerberin, verfolgte diese Szene am Fernsehschirm und ärgerte sich. Ihre Stimmung verschlechterte sich wenig später, als sie den Grünen im Rathaus den obligatorischen Besuch nach dem Urnengang abstattete. Die gesamte CDU-Führung war schon da, und Fritz Schramma hatte den starken Mann der Union im Hintergrund, Fraktionschef Rolf Bietmann, für diese Werbetour mitgebracht. Bietmann bot den Medienvertretern eine interessante Variante der künftigen Kölner Politik: "Wir arbeiten an einem Modell schwarz-grün, das über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung finden wird". Spätestens in diesem Moment wußte Brunn, dass sie von den grünen Funktionären keine Hilfe würde erwarten können.

Das ist jetzt zwei Wochen her. Da damals im ersten Wahlgang keiner der 14 Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, findet an diesem Sonntag die Stichwahl zwischen Schramma und Brunn statt. Rund 715 000 Domstädter sind aufgerufen, ihr neues Stadtoberhaupt für die kommenden neun Jahre zu wählen. In den vergangenen zwei Wochen haben die Berater hinter Sozialdemokratin Brunn überlegt, wie man die eigenen Truppen mobilisieren kann. Umfragen belegen zwar, dass die grünen Freunde mehrheitlich zu Brunn tendieren und man nahe beieinander liegt, aber das ist will noch nicht viel heißen. Die Kölner Parteispitze scheint sich gegen die Sozialdemokratin verschworen zu haben. "Die SPD war niemals bereit", heißt das bei Barbara Moritz, "uns Eigenständigkeit zuzubilligen".

Die Wähler haben Christ- und Freidemokraten bei der Kommunalwahl vor einem Jahr zu 47 Sitzen verholfen, die entscheidende Stimme hatte der inzwischen verstorbene Oberbürgermeister Harry Blum. SPD, Grüne und PDS kommen zusammen nur auf 46 Sitze, sie könnten also selbst mit der Oberbürgermeisterin nur ein Patt erzielen; der eine Republikaner könnte vieles entscheiden. "In dieser Situation fürchten wir, dass die SPD weiter mit der CDU kungelt und wir außen vor bleiben", argumentiert Barbara Moritz und plädiert damit für ein Votum zu Gunsten der CDU.

Diese Wendung ist freilich überraschend. Fritz Schramma gilt selbst in den Reihen der Christdemokraten nicht als politisches Schwergewicht. Im Hintergrund lauert nach wie vor Fraktionschef Rolf Bietmann, der eigentliche Herrscher in der Kölner CDU. Noch vor einem knappen Jahr äußerten sich die Grünen wenig freundlich über Bietmann. Öffentlich war viel über umstrittene Grundstücksgeschäfte des Juristen geredet worden; der clevere Bietmann stand im Verdacht, sein politisches Wissen außerordentlich gewinnbringend eingesetzt zu haben. "Bietmann muß sich vorwerfen lassen, die Öffentlichkeit über seine Geschäfte im Unklaren zu lassen", schimpfte etwa der stellvertretende Fraktionschef der Grünen, Jörg Frank, noch vor Monaten. In Köln sollte sich ein Ehrenrat auch mit dessen Vergangenheit beschäftigen, aber dazu ist es nie gekommen. "Das Modell Ehrenrat läßt sich so einfach nicht handhaben", heißt das heute bei dem Grünen. Rings um den Dom wird erzählt, dass Frank er darauf setzt, demnächst einen lukrativen Posten zu bekommen.

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