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Politik: „König George“ gegen die „Eiserne Lady“ Liberias

Monrovia - Die Alternative in der nach dem ersten Wahlgang am 11. Oktober notwendig gewordenen Stichwahl hätte kaum krasser ausfallen können.

Monrovia - Die Alternative in der nach dem ersten Wahlgang am 11. Oktober notwendig gewordenen Stichwahl hätte kaum krasser ausfallen können. Hier „König George“, der 39-jährige Fifa-Fußballer des Jahres 1995, der die Schule nicht abgeschlossen hat und auf keinerlei politische Erfahrung verweisen kann. Dort die „Eiserne Lady“ Sirleaf-Johnson: eine 67-jährige Großmutter, die ihrer politischen Überzeugung wegen bereits zweimal im Gefängnis saß, internationale Ämter wie das einer Direktorin der Weltbank bekleidete und ihrem eigenen Land mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern bereits als Finanzministerin diente. Allein schon der Tatsache wegen, dass über die Hälfte der 1,5 Millionen für die Wahlen registrierten Liberianer Frauen sind, rechnet Sirleaf-Johnson mit dem Sieg.

Die Stichwahl verlief am Dienstag ruhig. Bis zum Nachmittag wurden keine Zwischenfälle bekannt. Das Ergebnis der Wahlen wird in etwa zwei Wochen erwartet. Dem Stürmerstar George Weah, der schon im ersten Wahlgang mehr als 28 Prozent der Stimmen erzielte (Sirleaf-Johnson: knapp 20 Prozent), werden die besseren Chancen eingeräumt. Weah, der Lichtgestalt, wird mehr als jedem anderen zugetraut, den nach einem Bürgerkrieg völlig zerrütteten Staat zu versöhnen.

Doch mit Optimismus allein ist es nach der Meinung der Anhänger von Sirleaf-Johnson nicht getan. Der Staat steht vor gigantischen Problemen: Seit 14 Jahren gibt es keine Stromversorgung mehr, über 100000 einstige Kämpfer müssen in die Gesellschaft eingegliedert werden – und das bei einer Arbeitslosigkeit von 80 Prozent. Für solche Herkulesaufgaben brauche man eine erfahrene Führungspersönlichkeit und keinen eitlen Megastar, meinen selbst unparteiische Gesandte wie der Chef der liberianischen UN-Mission, der Amerikaner Jacques Paul Klein.

Die Liberianer selbst haben ihre erste Prüfung unterdessen mit Bravour bestanden: Sowohl der erste Wahlgang wie die gestrige Stichwahl spielten sich – unter den Augen von 15000 Blauhelmen – ohne Zwischenfälle ab. Ob sie sich dabei für die resolute Großmutter oder den angehimmelten Porschefahrer entschieden haben, steht frühestens am Wochenende fest.

Johannes Dieterich

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