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Politik: Kofferbomber identifiziert sich selbst

Düsseldorf - Er gibt zu, was nicht zu bestreiten ist: Im Kofferbomberprozess am Oberlandesgericht Düsseldorf hat der Angeklagte Jussef al Hajdib am Mittwoch sich selbst auf Bildern von Überwachungskameras des Kölner Hauptbahnhofs identifiziert. Bei mehreren im Gerichtssaal abgespielten Videosequenzen bestätigte der Libanese, er sei die Person mit Trolley und Rucksack auf dem Bahnsteig von Gleis 3.

Von Frank Jansen

Düsseldorf - Er gibt zu, was nicht zu bestreiten ist: Im Kofferbomberprozess am Oberlandesgericht Düsseldorf hat der Angeklagte Jussef al Hajdib am Mittwoch sich selbst auf Bildern von Überwachungskameras des Kölner Hauptbahnhofs identifiziert. Bei mehreren im Gerichtssaal abgespielten Videosequenzen bestätigte der Libanese, er sei die Person mit Trolley und Rucksack auf dem Bahnsteig von Gleis 3. Zu sehen war, wie Hajdib am 31. Juli 2006 einige Meter hinter dem Mittäter Dschihad Hamad auf einer Rolltreppe zum Bahnsteig hochfuhr und sich an Gleis 3 auf eine Bank setzte. Hamad zog in den Video-Ausschnitten ebenfalls einen Trolley. Hajdib benannte auch Hamad, als dieser in den Videos zu sehen war.

In den Koffern waren die präparierten Gasflaschen deponiert. Hamad stieg mit seiner Bombe als Érster am Gleis 3 in einen Regionalzug, Hajdib folgte im nächsten. Die Täter verließen die Züge vor der geplanten Detonation, die aufgrund eines technischen Fehlers ausblieb. Hamad wurde am Dienstag in Beirut, wie berichtet, wegen der gescheiterten Anschläge zu zwölf Jahren Haft verurteilt, Hajdib zu lebenslänglich.

Der erste Zeuge im Düsseldorfer Prozess, der Ermittlungsführer des Bundeskriminalamts in dem Fall, schilderte die Kaltblütigkeit der Täter. Sie hätten am 31. Juli 2006 auf dem Kölner Bahnhof nicht miteinander kommuniziert, sagte der Kriminalhauptkommissar. Auf den Videos sei auch kein Blickkontakt zwischen den beiden zu erkennen. Überraschend meldete sich Hajdib zu Wort – und sagte auf Arabisch, er sei im Bahnhof „ganz normal“ gewesen, „ich habe sogar Kaugummi gekaut“. Als die Dolmetscherin übersetzte, „ich hatte eigentlich ziemlich gute Laune“, schalteten sich die Verteidiger ein. Hajdib korrigierte dann die Dolmetscherin, er habe nur sagen wollen, „dass ich nicht nervös war“. Ein Anwalt kündigte in einer Prozesspause an, Hajdib werde im Januar erklären, ihm sei klar gewesen, dass die Kofferbomben nicht explodieren konnten. Vielleicht habe aber Hamad an eine Detonation geglaubt. Frank Jansen

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