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Politik: Kofferbomber-Urteil verzögert sich

Neue Dokumente aufgetaucht / Bundesanwaltschaft fordert lebenslange Haft

Düsseldorf – Im Düsseldorfer Kofferbomber-Prozess gegen den Libanesen Jussef al Hajdib verzögert sich das Urteil. Die libanesischen Behörden haben in der vergangenen Woche überraschend die Protokolle von Vernehmungen des im Libanon inhaftierten Mittäters Dschihad Hamad der deutschen Botschaft in Beirut übermittelt. Die insgesamt 14 Schriftstücke mit 188 Seiten müssen nun übersetzt und in den Prozess am Oberlandesgericht Düsseldorf eingeführt werden. Der Strafsenat habe schon keine Hoffnung mehr gehegt, an die die Papiere heranzukommen, sagte der Vorsitzende Richter, Ottmar Breidling, bei der Verhandlung am Dienstag. Der Senat hatte im Januar 2008 ein Rechtshilfeersuchen an den Libanon gestellt, die Bundesanwaltschaft schon 2006 und 2007.

Das Urteil könnte nun in der ersten Dezemberwoche verkündet werden, sagte Breidling. Ein Beamter des Bundeskriminalamts berichtete am Dienstag als Zeuge, der libanesische Generalstaatsanwalt Said Mirza sei „äußerst wütend“über Spekulationen in Deutschland, Dschihad Hamad könnte gefoltert worden sein. Mirza sei Jihad H. nur ein Mal persönlich begegnet und dies sei imBeisein deutscher Beamter gewesen. Hamad hatte behauptet, Mirza persönlich habe ihm Folter angedroht. Sein Geständnis sei durch Schläge erpresst worden.

Mehrere BKA-Beamte hatten als Zeugen ausgesagt, bei den Vernehmungen im Libanon keine Anzeichen für Misshandlungen bemerkt zu haben. Es sei ein häufig zu beobachtendes Verhalten der im Zentralgefängnis von Beirut inhaftierten Islamisten, den Strafverfolgern Folter vorzuwerfen, sagte der BKA-Beamte.

Hamad war im Dezember 2006 in Beirut zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das libanesische Gericht verhängte zudem gegen den abwesenden Hajdib lebenslange Haft. Ebenfalls im Dezember begann in Düsseldorf der Prozess gegen Hajdib. Die beiden Männer hatten im Juli 2006 in zwei Regionalzügen Trolleys mit Sprengsätzen deponiert, die wegen eines technischen Fehlers nicht explodierten.

Die Verteidiger von Jussef al Hajdib beantragten für ihren Mandanten am vergangenen Mittwoch Freispruch. Der 24-Jährige habe nicht die Absicht gehabt, einen Anschlag zu begehen. Die von ihm und einem Komplizen deponierten Koffer mit Sprengsätzen seien Attrappen gewesen. Die Bundesanwaltschaft forderte für eine lebenslange Haftstrafe. Sie geht davon aus, dass den Bombenbauern lediglich ein handwerklicher Fehler unterlief oder sie nicht imstande waren, das richtige Gasgemisch herzustellen. fan/dpa

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