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Kofferbomber: Verhör in Beirut

Einer der im Libanon inhaftierten mutmaßlichen Kofferbomber ist in Beirut im Beisein eines Bundesanwalts verhört worden. Dschihad Hamad bezichtigt angeblich seinen Landsmann Youssef Mohamad E. H. als Anstifter.

Beirut/Berlin - Einer der im Libanon inhaftierten mutmaßlichen Kofferbomber ist in Beirut verhört worden. Wie aus Justizkreisen in der libanesischen Hauptstadt verlautete, wurde Dschihad Hamad von einem libanesischen Untersuchungsrichter vernommen. Auf Bitten der deutschen Behörden sei ein Bundesanwalt dabei gewesen. Nach Informationen des Münchner Magazins "Focus" beschuldigt Hamad seinen in Kiel gefassten Landsmann Youssef Mohamad E. H., der Drahtzieher der gescheiterten Anschläge auf Regionalzüge gewesen zu sein.

Die Bundesanwaltschaft misst Hamads Aussagen entscheidende Bedeutung für die Aufklärung der fehlgeschlagenen Anschläge auf zwei Regionalzüge in Deutschland Ende Juli bei. Eine direkte Vernehmung des 20-Jährigen ist den deutschen Ermittlern aber nicht erlaubt. Nach libanesischem Gesetz dürfen nur libanesische Untersuchungsrichter Verhöre auf libanesischem Boden vornehmen. Hamad und zwei weitere Verdächtige waren am 2. September im Libanon wegen versuchten Mordes angeklagt worden. Ihre Auslieferung nach Deutschland lehnt die libanesische Justiz ab. In Deutschland ist neben Youssef Mohamad E. H. noch ein weiterer Verdächtiger mit syrischer Staatsbürgerschaft wegen des Komplotts inhaftiert.

Bomben-Bauanleitung aus dem Internet

Laut "Focus" bezichtigte Hamad in ersten Aussagen nach seiner Festnahme in der libanesischen Stadt Tripoli seinen Landsmann, für "Initiative, Planung und Vorbereitung" der missglückten Attentate am 31. Juli verantwortlich gewesen zu sein. Youssef Mohamad E. H. habe ihn angewiesen, den Bombenkoffer in einen Zug zu stellen. Auf die Aussagen des 20-Jährigen soll sich zudem nach Informationen des "Spiegel" hauptsächlich der Haftbefehl gegen den in Deutschland verhafteten Syrer Fadi A. S. stützen. Dem Magazin zufolge soll Hamad ausgesagt haben, dass Fadi A. S. "Ahnung von Computern" habe und Youssef Mohamad E. H. "in Computerangelegenheiten unterstützt" habe. Bei gemeinsamen Internet-Recherchen seien "insbesondere Anleitungen zum Bau von Bomben von Interesse gewesen". Nach übereinstimmenden Informationen von "Spiegel" und "Focus" sollten bei den Anschlägen die Leiden der Opfer durch Speisestärke, die den Brandsätzen beigefügt war, erhöht werden. Die Attentäter hätten im Internet recherchiert, welche Wirkung das Pulver bei einer Explosion hat. Nach der Zündung der Bombe vermischt sich ein Benzin-Luftgemisch mit dem feinen Staub der Stärke. Wie ein glühender Ölfilm hätte die Mischung die Reisenden überzogen und wäre tief in die Hautschichten eingezogen, schrieb das Münchner Magazin. (tso/AFP)

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