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Politik: Kohls Tagebuch: Unsinn und falsche Daten?

Altkanzler Helmut Kohl ist für sein umstrittenes "Tagebuch 1998-2000" auch aus den eigenen Reihen kritisiert worden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte der "Leipziger Volkszeitung" mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, er finde es schade, dass Kohl dieses "Timing" für sein Buch gewählt und erneut eine öffentliche Debatte über die Spendenaffäre ausgelöst habe.

Altkanzler Helmut Kohl ist für sein umstrittenes "Tagebuch 1998-2000" auch aus den eigenen Reihen kritisiert worden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte der "Leipziger Volkszeitung" mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, er finde es schade, dass Kohl dieses "Timing" für sein Buch gewählt und erneut eine öffentliche Debatte über die Spendenaffäre ausgelöst habe. Kohl wirft seinen Nachfolgern im Amt als CDU-Chef, Wolfgang Schäuble und Angela Merkel, vor, sich gegen ihn verschworen und bewusst den Bruch mit ihm provoziert zu haben.

Nach Ansicht des Kohl-Biografen Klaus Dreher enthält das Tagebuch "reinen Unsinn". Dreher, früherer Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" in Bonn, sagte im Hessischen Rundfunk, die im Tagebuch dargelegte Theorie einer Verschwörung in der CDU-Spendenaffäre sei konstruiert. Kohl habe in Wirklichkeit nie ein Tagebuch geführt und das Werk erst nachträglich verfasst. Kohl wolle sich bei Schäuble für dessen kürzlich erschienene Erinnerungen revanchieren, sagte Dreher. Die beiden Politiker seien "krank in ihrem Hass aufeinander" gewesen.

Genau hingeschaut hat der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele: "Der Historiker Kohl verwendet unzutreffende Daten", sagte Ströbele am Montag. So sei der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Spendenaffäre nicht, wie von Kohl in seinem Tagebuch behauptet, am 22. November 1999, sondern erst am 2. Dezember eingesetzt worden. Der Umgang Kohls mit solchen Daten lasse an der Authentizität seines angeblichen Tagebuchs zweifeln, sagte Ströbele.

Nach neuen Vorab-Veröffentlichungen in der "Welt" wirft Kohl den Medien eine "öffentliche Hinrichtung" und "Diffamierungskampagne" vor. Er verwies auf die Berichterstattung über eine angebliche Spende an die CDU im Zusammenhang mit dem Verkauf der Leuna-Werke an den französischen Staatskonzern Elf-Aquitaine im Jahr 1992. Er habe mit den Worten "Das Ganze ist eine ungeheuerliche Lüge" auf entsprechende Medienberichte reagiert, schreibt Kohl.

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