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Nur online aktiv: Sebastian Edathy

© dpa

Kommunikation via Facebook: Rätsel um Sebastian Edathy

Der Ex-SPD-Abgeordnete ist abgetaucht, aber nicht verstummt: Sein wichtigster Draht zur Außenwelt heißt Facebook. Hier feilt er an seiner Opferrolle und versucht auch Willy Brandt mit ins Boot zu holen.

Es ist derzeit sein wichtigster Kanal zur Außenwelt: Facebook. Wo sich der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy aufhält, ist unklar. Auf Facebook ist er hingegen aktiv und arbeitet dort an seinem Bild als Opfer.

Vor allem sein jüngster, kryptischer Eintrag von Donnerstagabend wirft Fragen auf. Auf Englisch schreibt er: „Wer sich angesprochen fühlt: Die Unterlagen mit der ganzen Geschichte sind an verschiedenen Plätzen deponiert und werden in dem Moment veröffentlicht, in dem mir etwas passiert.“ Worauf er anspielt, ob er konkret bedroht wird und was die „ganze Geschichte“ sein soll, will er nicht sagen.

Auch in seiner Partei rätseln die Genossen, was dieser Eintrag soll. Kontakt zu ihm haben nicht viele. Dabei ist die Stimmungslage nicht eindeutig kontra Edathy. Das von der Parteiführung angestrebte Parteiordnungsverfahren ist erst mal ausgesetzt.

Die Schiedskommission des SPD-Bezirks Hannover hatte Anfang der Woche entschieden, dieses aus formalen Gründen vorerst zu stoppen – unter Verweis auf das Ermittlungsverfahren und die Unschuldsvermutung. Dabei hatte nicht zuletzt SPD-Chef Sigmar Gabriel auf „moralische“ Gründe verwiesen.

Edathy-Brandt-Vergleich: Das schmeckte der SPD nicht.

Doch das Wohlwollen hat durch einen anderen Facebook-Eintrag gelitten. Anfang März hatte sich Edathy bezüglich des Parteiordnungsverfahrens in eine Reihe mit der SPD-Ikone Willy Brandt gestellt. „ ... Wenn ,moralisch unkorrektes Verhalten’ im Privatleben (!) jenseits strafrechtlicher Relevanz zur Kategorie der Mitgliedschaft in der deutschen Sozialdemokratie wird, hätte in den 70ern übrigens Willy Brandt ein Partei-Ordnungsverfahren gedroht“, schrieb Edathy und spielte damit auf die Affären Brandts an. Das kam in der SPD nicht gut an.

Mehr Selbstkritik, statt Selbstmitleid

Es ist wohl eine Art Bestätigung, die sich Edathy über Posts dieser Art holt. Denn die Kommentare sind meist wohlwollend, sie unterstreichen seine Opferperspektive. Ob er viel löscht, sagt Edathy nicht. Auch verlinkt er Artikel, die sich kritisch mit der Justiz auseinandersetzen oder melancholische Musikvideos, wie das von Paul Simons „Long, long Day“, in dem der Sänger beklagt, nirgendwo mehr ein Zuhause zu haben.

In der SPD würden sie sich von ihm etwas anderes wünschen: mehr Selbstkritik.

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