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Konflikte: Überraschende Wende auf Madagaskar - Präsident gibt Macht ab

Der seit Wochen andauernde Machtkampf auf der Tropeninsel Madagaskar hat am Dienstag eine überraschende Wende genommen: Als Ausweg aus seiner zunehmenden politischen Isolation hat der in Bedrängnis geratene Präsident Ravalomanana seine Macht übertragen - an eine Gruppe ranghoher Offiziere.

Der madagassische Präsident Marc Ravalomanana ist nach einem wochenlangen, blutigen Machtkampf mit Oppositionsführer Andry Rajoelina zurückgetreten. Der 59-Jährige übertrug die Macht am Dienstag an ein Offizierkollegium, wie es aus Diplomatenkreisen hieß. In einer im Rundfunk verlesenen Rede betonte Ravalomanana, es handele sich dabei jedoch nicht um einen Rücktritt. Der 34-jährige Rajoelina war zuvor in den verlassenen Präsidentenpalast eingezogen, wo er sich von seinen Anhängern feiern ließ.

Ravalomanana unterzeichnete den Diplomatenangaben zufolge ein Dokument, mit dem er die Befugnisse des Präsidenten und des Ministerpräsidenten an eine Militärführung übergab. In einer SMS des französischen Konsulats in Madagaskar an die Ausländer auf der Insel hieß es: "Präsident tritt zurück, Demonstrationsrisiko. Bleiben Sie vorsichtig und vermeiden Sie es, sich nach Einbruch der Dunkelheit ans Steuer zu setzen." Für wie lange Madagaskar unter Militärherrschaft gestellt werden könnte, war zunächst nicht absehbar.

Nach Oppositionsangaben wurde die Offiziergruppe jedoch unmittelbar nach der Machtübergabe festgenommen. Die Sprecherin von Ravalomananas Widersacher Rajoelina, Annick Andriananpianina, erklärte: "Sie (die festgenommenen Militärs) haben die Nation und das Volk verraten. Sie wurden vom Präsidenten korrumpiert." Die Opposition wolle nun eine Entscheidung des Verfassungsgerichts abwarten, vor dem sie die Amtsenthebung des Präsidenten sowie die Auflösung der Regierung beantragt hatte. Die Afrikanische sowie die Europäische Union warnten die Opposition dagegen mehrfach vor einer verfassungswidrigen Machtübernahme.

Machtkampf fordert bislang mehr als 140 Tote

Der Machtkampf hatte sich am Wochenende zugespitzt, als Rajoelina die Machtübernahme durch seine Übergangsregierung erklärt hatte. Er war im Februar als Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo entlassen worden, hatte sich danach aber zum Übergangspräsidenten erklärt und Neuwahlen innerhalb von zwei Jahren in Aussicht gestellt. Er wirft Ravalomanana Willkür, Machtmissbrauch und Bereicherung im Amt vor und betreibt seine Absetzung. In dem blutigen Machtkampf wurden bisher mehr als 140 Menschen getötet.

Rajoelina hatte sich am Dienstag triumphierend in dem am Vortag von sympathisierenden Soldaten eingenommenen Regierungspalast Ravalomananas in der Hauptstadt Antananarivo gezeigt. Er erklärte, der Kampf seiner Anhänger stehe kurz vor dem erfolgreichen Ende.

Der 2006 für weitere fünf Jahre gewählte Präsident, dessen Aufenthaltsort am Dienstag unklar war, hat erklärt, er werde nicht zurückzutreten und notfalls bis zum letzten Atemzug kämpfen. Sein Vorschlag einer Volksabstimmung war von Rajoelina zurückgewiesen worden. (jam/AFP/dpa)

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