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Politik: Kontakt zu den Entführern verloren? Die Philippinischen Unterhändler widersprechen einander

Im Geiseldrama auf den Philippinen haben die Unterhändler der philippinischen Regierung nach eigenen Angaben den Kontakt zu den Geiselnehmern auf der Insel Jolo verloren. Chefunterhändler Nur Misuari dementierte Berichte, nach denen seine Männer Kontakt zu den moslemischen Entführern aufgenommen hätten.

Im Geiseldrama auf den Philippinen haben die Unterhändler der philippinischen Regierung nach eigenen Angaben den Kontakt zu den Geiselnehmern auf der Insel Jolo verloren. Chefunterhändler Nur Misuari dementierte Berichte, nach denen seine Männer Kontakt zu den moslemischen Entführern aufgenommen hätten. Kurz zuvor hatte die Deutsche Presseagentur allerdings gemeldet, Mittelsmänner der Regierung hätten nach eigenen Angaben wieder den Kontakt zu den Entführern hergestellt. Es sei inzwischen zu einem Treffen mit mehreren Kidnappern der extremistischen Moslemgruppe Abu Sayyaf gekommen, habe ein Unterhändler von Sondervermittler Nur Misuari am Freitag in Jolo, der Hauptstadt der Provinz Sulu, gesagt. Ein weiterer sagte am Freitag, im Laufe des Tages sollten Lebensmittel und Medikamente zu den Entführten gebracht werden. Diese Meldungen zeigen, die Nachrichtenlage ist weiterhin unklar.

Mitglieder regierungstreuer Milizen wollen die Geiseln etwa sechs Kilometer vom ersten Versteck der Entführer entfernt gesehen haben. "Es gibt fünf Hütten in diesem Dorf, sie befinden sich aber in nur einer", sagte ein Sprecher. Das Abu Sayyaf-Lager befinde sich tief im Dschungel auf einer Anhöhe, wo es nachts sehr kalt werden könne und nachmittags oft regne.

"Meine Kundschafter suchen noch nach den Kidnappern", sagte indes Chefunterhändler Nur Misuari am Freitag. "Wir wissen nicht, wo sie sich genau aufhalten". Er forderte die philippinische Armee erneut auf, sich weiter aus dem Gebiet zurückzuziehen, da sie sonst das Leben der Geiseln gefährde. In dem hügeligen Dschungelgebiet sollen mittlerweile 2000 Soldaten im Einsatz sein. In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Schusswechsel zwischen Soldaten und den moslemischen Rebellen gegeben. Nach Angaben von ranghohen Sicherheitsbeamten rückten die Soldaten am Freitag näher an die Verstecke der Moslem-Extremisten von Abu Sayyaf heran. Eine unmittelbar bevorstehende Befreiungsaktion wurde aber ausgeschlossen.

Der philippinische Präsident Joseph Estrada erklärte in Manila, dass seine Regierung alles versuche, um die Geiseln zu befreien. "Ich hoffe, dass die Entführer einsehen, dass die Geiselnahme zu nichts führt und dass ihre sofortige Freilassung nicht nur human wäre, sondern ihnen auch eher nützt."

Der malaysische Außenminister Syed Hamid Albar erklärte, die philippinische Regierung habe auf die Bitte um Beteiligung malaysischer Unterhändler an den Verhandlungen mit den Entführern noch nicht reagiert. Die Regierung in Kuala Lumpur wäre "ganz glücklich", wenn sie bei der Vermittlung helfen könnte, sagte Albar.

Die neben Abu Sayyaf größte moslemische Rebellenorganisation auf den südlichen Philippinen, die Moro Islamische Befreiungs-Front (MILF), rief am Freitag eine 48-stündige Feuerpause aus. Dadurch solle Gelegenheit gegeben werden, die Geiselkrisen zu lösen. Die MILF kämpft ebenso wie die Gruppe Abu Sayyaf für einen moslemischen Staat auf den überwiegend katholischen Philippinen.

Zur Frage nach der von den Philippinen bislang abgelehnten internationalen Vermittlung sagte Bundesaußenminister Fischer, man müsse auch Verständnis für die innenpolitische Lage der Philippinen haben. Dennoch habe die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit der Geiseln für die Bundesregierung unbedingte Priorität. Die Geiseln befinden sich schon seit fast zwei Wochen in der Hand der Moslem-Rebellen.

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