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Hello again. Oskar Lafontaine soll nach dem Willen einiger Linker wieder ein Spitzenamt in der Partei übernehmen.

© dpa

Kontrapunkt: Ein Offenbarungseid namens Lafontaine

Die Linken wünschen sich ihren alten Meister, Oskar Lafontaine, zurück. Das ist verständlich, weil es tatsächlich Erfolg verspricht. Aber es ist am Ende nichts anderes als ein Armutszeugnis.

Jetzt soll es also Oskar Lafontaine wieder richten. Der alte Haudegen, der Huub Stevens der Linken, alt, bewährt und sicher auch in Zukunft wieder erfolgreich. Der Saarländer weiß seine Partei zu nehmen, und was vielleicht noch viel wichtiger ist: Er weiß die anderen Parteien zu nehmen. Vor allem die SPD, seine alte Liebe, und nichts ist schlimmer als von dieser enttäuscht zu werden. Genau das macht Lafontaine für die SPD immer wieder zur Gefahr.

Es mehren sich also die Stimmen in der Linkspartei nach einer Rückkehr des früheren Parteichefs Oskar Lafontaine in die Bundespolitik. Fraktionsvize Ulrich Maurer spricht sich für eine Kandidatur des 68-jährigen Saarländers bei der Bundestagswahl 2013 aus. "Das würde uns nutzen. Lafontaine ist ein Zugpferd", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Auch der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Wolfgang Gehrcke, unterstützte eine Rückkehr Lafontaines. "Wenn es so wäre, würde ich das gut finden." Sarah Wagenknecht, Parteivize und Vertraute von Oskar Lafontaines, hatte sich am Wochenende bereits für eine Doppelspitze aus Fraktionschef Gregor Gysi und Lafontaine ausgesprochen.

Aber was ist das für ein Armutszeugnis, ein regelrechter Offenbarungseid. Die Linke wird zur Partei von Gysis und Lafontaines Gnaden. Sie weiß sich in ihrer Not - und die ist angesichts der jüngsten Umfrage- und Wahl-Ergebnisse sowie des Streits um das Führungsduo Lötzsch/Ernst recht groß - nicht anders zu helfen, als auf das, mit Verlaub, alte Schlachtross zu setzen. Damit könnte die Partei sogar wieder Erfolg haben, es kann beim Wähler verfangen, kurzfristig.

Aber was die Linke viel dringender bräuchte, wäre eine junge Garde. Spitzenkräfte, die der Partei ein neues Profil geben, die klären, was diese Partei überhaupt will - außer Fundamentalopposition à la Oskar Lafontaine. Sie muss für sich klären, wie sie es mit der Regierungsverantwortung im Bund hält. Wie sie es auch mit den Alt-Kadern in ihrer Partei hält - und damit ist nicht Oskar Lafontaine gemeint. Sie muss klären, wie bündnistreu sie sind. Für welchen Weg steht die Linke? All das sind spannende und für die Zukunft der Linken wichtige Fragen. Oskar Lafontaine wird sie nicht beantworten. Ja man könnte es auch positiv ausdrücken: Die Linke setzt konsequent und kontinuierlich auf die Vergangenheit. Da bleibt sie sich in jeder Hinsicht treu.

Dass es Oskar Lafontaine nach Berlin zurückzieht, ist aus seiner Sicht verständlich. Ihm soll es zum Glück wieder besser gehen nach seiner Krebserkrankung. Und das Saarland ist einfach zu klein für dieses politische Tier. Die Linke aber läuft Gefahr, sich diesem auszuliefern - und am Ende ihr Opfer zu werden.

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