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Kreml-Chef Wladimir Putin am 18. August 2015 in einem C-Explorer Unterwasserboot im Schwarzen Meer.

© imago/ITAR-TASS

Kreml-Astrologie: Wladimir Putin - rätselhafte Andeutungen über die Zukunft von Russlands Präsident

Gibt es interne Machtkämpfe im Kreml? Zwei rätselhafte Artikel in der "Financial Times" legen nahe, dass es um die Zukunft von Russlands Präsident Wladimir Putin nicht gut bestellt ist. Was steckt dahinter?

Von Andreas Oswald

In Russland sollen angeblich große politische Veränderungen bevorstehen. Dabei stehe es um die Zukunft von Russlands Präsident Wladimir Putin nicht gut. Das legen zwei etwas kryptische Artikel nahe, die am Dienstag in der "Financial Times" erschienen sind. Einer der Artikel steht auf Seite zwei fast versteckt ganz unten. Er steckt voller vager Andeutungen.

Zunächst geht es nur um die Nachricht, dass der Chef der russischen Eisenbahngesellschaft, Wladimir Yakunin, angeblich von seinem Posten zurücktreten will und künftig als Senator im russischen Oberhaus seine Region Kaliningrad vertreten will. Der Chef der russischen Eisenbahngesellschaft gehöre zum innersten Zirkel um Putin und sei einer der mächtigsten Männer Russlands. Dass er Senator werden will, klingt wie ein Abstieg. Was aber, wenn er danach Chef des Oberhauses wird?

Yakunin vertrete konservative russische orthodoxe Werte, schreibt das Blatt und zitiert eine nicht näher genannte Quelle aus dem Kreml mit der Aussage, dass der Wechsel Yakunins ins Oberhaus "Teil größerer Veränderungen" sein könnte. Zitiert werden zudem Spekulationen, dass es innere Kämpfe im Kreml gebe. Die "Financial Times" berichtet weiter, der Oppositionelle Andrej Piontkowsky habe gesagt, das Putin-Verbündete begonnen hätten, nach einem Ersatz für den Präsidenten zu suchen.

Auf der Meinungsseite derselben Ausgabe beschreibt der stellvertretende Chefredakteur John Thornhill unter der Überschrift "Fürchtet Putins Schwäche, nicht seine Stärke" zahlreiche politische und wirtschaftliche Schwachpunkte Russlands und zitiert einen Putin-Freund, es sei sehr schwierig, einen neuen Putin zu finden, wenn es den derzeitigen nicht mehr gäbe. Thornhill warnt am Ende den Westen davor, in Verhaltensweisen des Kalten Krieges zu verfallen.

Aus beiden Beiträgen geht zumindest indirekt hervor, dass im Kreml offenbar irgendetwas Größeres bevorsteht. Außerdem wird insinuiert, dass es anschließend schlimmer kommt, sollte Putin seine Macht verlieren.

Es ist wie früher im Kalten Krieg ein Fall für die sogenannten Kreml-Astrologen, die darüber spekulieren, was hinter den dicken Mauern des Kreml vor sich geht. Die Frage, die sich stellt, lautet: Von wem kommen diese Informationen und Insinuationen? Von der russischen Opposition, die sich ein Ende Putins wünscht? Andererseits wünscht sie sich nicht, dass es anschließend schlimmer kommt. Steckt die russische Führung dahinter? Sie wünscht sich, dass der Westen in seinem Druck nachlässt. Oder ist es eine originäre Recherche der "Financial Times", die weiß, dass etwas passiert, aber noch nichts Genaues weiß? We shall see.

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