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Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

© dpa

Die Grünen und die Moral: Kretschmann könnte es besser wissen

Winfried Kretschmann warnt die Grünen vor Besserwisserei - indem er sie mit Besserwisserei nervt. Er ist halt ein alter Dialektiker. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Man muss den Winfried Kretschmann wahrscheinlich nur anders verstehen. Er ist halt ein alter Dialektiker, geschult zu Zeiten des KBW, des Kommunistischen Bundes Westdeutschland. Lang ist’s her, sehr hat Kretschmann sich gewandelt, aber nicht darin. Deshalb, aus seiner Sicht: Wenn einer der Partei nervende Besserwisserei nicht nur vorhalten, sondern austreiben will – wie geht das dann am besten? Richtig, indem er sie mit Besserwisserei nervt. Das tut Kretschmann, keine Frage. Vielleicht denkt er ja, dass ihn das Amt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg dazu ermächtigt; dort, wo Regierungschefs schon mal „Cleverle“ genannt werden.

Seine Äußerungen zu Koalitionen, Wirtschaft, Steuern, Flüchtlingen, Ehe und Familie – Mal um Mal eckt Kretschmann an. Ihn reut es nicht, zahlen die Provokationen und die nachfolgenden Diskussionen doch in erster Linie auf seinen Ruf als Querkopf und als schwarzer Grüner ein. Zugleich allerdings sind viele irritiert, weil die Mehrheit bei den Grünen so nicht ist. Nicht die ganze Republik tickt konservativ. Bundesweit wird der Partei Kretschmanns Besserwisserei von daher auch nicht gutgeschrieben. Nur zum besseren Verständnis: Eher werden im Bund grüne Schwarze gewählt als schwarze Grüne. Im Zweifel auch zum Bundespräsidenten.

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