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Nordossetien_Truppen

© dpa

Krieg im Kaukasus: Russland setzt Angriffe fort

Während sich das georgische Militär nach dem Einmarsch Russlands weitestgehend aus Südossetien zurückgezogen hat, rücken abchasische Truppen an die Waffenstillstandsgrenze mit Georgien vor. Auch auf dem Schwarzen Meer wird gekämpft. Offenbar hat die russische Kriegsmarine dort ein georgisches Kriegsschiff versenkt.

Trotz eines von der Regierung in Tiflis einseitig ausgerufenen Waffenstillstandes gehen die Kämpfe zwischen georgischen und russischen Truppen weiter. Russland wirft Georgien vor, sich in dem Konflikt um die abtrünnige Region Südossetien nicht an die eigene Ankündigung zu halten. Zugleich macht Moskau ein schriftliches Waffenstillstandsabkommen zur Voraussetzung für eine Einstellung der Kämpfe.

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili, ein enger Verbündeter der USA, beschuldigt Russland, Georgien zerstören zu wollen. Er erwarte eine Invasion ganz Georgiens, sagte Saakaschwili der "Rhein-Zeitung". Am Samstag hatte Saakaschwili das Kriegsrecht über sein Land verhängt.

Russen versenken georgisches Kriegsschiff

Obwohl aus Südossetien mittlerweile weniger Gefechte gemeldet werden, weitet sich der Konflikt offenbar über die umstrittene Region hinaus aus. Das ebenfalls von Georgien abtrünnige Gebiet Abchasien kündigte Unterstützung für Südossetien an und verhängte am Sonntag das Kriegsrecht. Die moskautreuen Machthaber in der international nicht anerkannten Republik am Schwarzen Meer riefen die Mobilmachung ihrer Truppen aus. Abchasische Streitkräfte rückten im Landkreis Gali gegen georgische Stellungen vor.

Die russische Kriegsmarine hat unterdessen die Zufahrt zu den georgischen Schwarzmeerhäfen abgeriegelt. Mit der Seeblockade sollten Waffenlieferungen an Georgien unterbunden werden. Es kam zu schweren Gefechten mit georgischen Schiffen. Mindestens ein georgisches Kriegsschiff wurde versenkt. Der Raketenträger habe zuvor die Schwarzmeerflotte angegriffen, hieß es laut Agentur Interfax aus dem Moskauer Verteidigungsministerium.

Widersprüchliche Meldungen aus Tilflis

Russische Kampfflugzeuge bombardierten zudem mehrere georgische Städte. Kampfflugzeuge hätten am frühen Morgen "mindestens zwei Bomben" auf eine Militärbasis in dem zehn Kilometer von Tiflis entfernten Dorf Kodschori sowie auf ein Luftkontrollzentrum in einem Vorort der georgischen Hauptstadt abgeworfen, sagte der Sprecher des georgischen Innenministeriums, Schota Utjaschwili. Moskau bestreitet jedoch die Angriffe und bezeichnet die georgischen Aussagen als "Provokation mit dem Ziel, die internationale Gemeinschaft zu täuschen".

In der südossetischen Hauptstadt Zchinwali erlebten die Menschen nach drei Nächten Dauerbeschuss erstmals wieder relativ ruhige Stunden. Von Süden her sei die Stadt vereinzelt von Scharfschützen unter Beschuss genommen worden, sagte eine Behördensprecherin in Zchinwali. Ansonsten sei die Nacht im Vergleich zum Wochenende insgesamt friedlich verlaufen.

Bush spricht mit Putin

Die Europäische Union will versuchen alle Konfliktparteien zu einer generellen Feuerpause zu bewegen, sobald die Kämpfe weiter abgeflaut sind. Der französische Außenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Bernard Kouchner und sein finnischer Kollege Alexander Stubb, als Vertreter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), hatten dazu am Sonntagabend in Tiflis erste Gespräche mit dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili in Tiflis geführt.

Auch die USA versuchen auf die Konfliktparteien einzuwirken. US-Präsident George W. Bush hat nach eigenen Angaben mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin über den Konflikt in Georgien gesprochen und ihm mitgeteilt, dass die Gewalt in Georgien "nicht hinnehmbar" sei, sagte Bush am Montag in Peking, wo er sich zu den Olympischen Spielen aufhält.

Bushs Stellvertreter Dick Cheney versicherte nach Angaben seiner Sprecherin dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili die Solidarität Washingtons. In einem Tefelonat habe Cheney Saakaschwilis Waffenstillstandsangebot gelobt und ihm gleichzeitig mitgeteilt, dass die "russische Aggression" nicht ohne Antwort bleiben werde, sagte die Sprecherin. Sollte sie fortgesetzt werden, werde dies "ernsthafte Konsequenzen" für die Beziehungen Moskaus zu den USA und anderen Ländern haben. (iba/AFP/dpa)

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