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Rettungskräfte auf der Suche nach Überlebenden.

© AFP

Update

Krieg in Syrien: Mehr als 40 Tote bei Selbstmordanschlägen in syrischer Stadt Homs

Die Attentäter drangen offenbar in ein Gebäude des Militärgeheimdienstes ein. Dschihadistenmiliz Fateh al-Scham bekennt sich zu Angriff. Die syrische Regierung droht jetzt mit Vergeltung.

Bei Selbstmordanschlägen in der syrischen Stadt Homs sind am Samstag mehr als 40 Menschen getötet worden. Mehrere Attentäter sprengten sich vor Gebäuden der syrischen Sicherheitsbehörden in die Luft und rissen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 42 Menschen mit in den Tod. Zu den Anschlägen bekannte sich die Dschihadistenmiliz Fateh al-Scham. Für die Syrien-Friedensgespräche in Genf sind die Anschläge ein weiterer schwerer Dämpfer.

Die Attentäter sprengten sich am Morgen vor den Gebäuden der syrischen Staatssicherheit und des Militärgeheimdienstes in den Innenstadtvierteln Ghuta und Mahatta in die Luft. Unter den Toten war laut einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens auch der Chef des Militärgeheimdienstes in Homs, Hassan Daabul, ein enger Vertrauter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle wurden insgesamt 42 Menschen getötet. Provinzgouverneur Talal Barasi sprach von 30 Toten und 24 Verletzten. Das Staatsfernsehen nannte keine genaue Opferzahl.

Dem Staatsfernsehen zufolge waren mehrere Attentäter an dem Angriff beteiligt. Einer von ihnen habe gezielt den getöteten General angegriffen. Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sprach von sechs Attentätern. Einige von ihnen gelangten demnach sogar in das Gebäude des Militärgeheimdienstes. Die Angreifer hätten dort zunächst auf die Wachleute geschossen, sagte Rahman. Als Geheimdienstbeamte herbeiliefen, hätten sich die Attentäter dann nacheinander in die Luft gesprengt.

Syrische Regierung droht mit Vergeltung

Die syrische Regierung hat den Hintermännern der Selbstmordanschläge von Homs Vergeltung angedroht. Die Attentate seien eine "klare Botschaft der Terroristen" an die Friedensgespräche in Genf, sagte der syrische Unterhändler Baschar al-Dschaafari am Samstag in der schweizerischen Stadt. "Die Botschaft ist angekommen, und wir werden nicht zulassen, dass sie ohne Vergeltung bleibt", fügte er hinzu. Auch der UN-Gesandte für Syrien, Staffan de Mistura, wertete die Anschläge von Homs als Versuch, die neuen Friedensgespräche zu stören. "Jedes Mal, wenn wir Gespräche oder Verhandlungen führen, wird es immer jemanden geben, der versucht, das zu ruinieren", sagte de Mistura in Genf. Er hoffe, dass die Attentate die Friedensgespräche nicht nachhaltig beeinträchtigten.

Erst am Freitag kam es in Syrien zu Anschlägen

In dem Bekennerschreiben von Fateh al-Scham war von fünf Selbstmordattentätern die Rede. Fateh al-Scham hieß früher Al-Nusra-Front und war der syrische Ableger des Terror-Netzwerks Al-Kaida. Trotz des Namenswechsels wird die Gruppe international weiterhin als Terrororganisation eingestuft.

Rahman vermutet, dass die Angreifer die attackierten Gebäude "erobern" wollten. Dieser Versuch sei aber gescheitert. Sicherheitskräfte lieferten sich demnach zwei Stunden lang Gefechte mit den Angreifern. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen.

Die syrische Staatssicherheit und der Militärgeheimdienst sind gleichermaßen gefürchtet. Homs ist die drittgrößte Stadt Syriens und Hauptstadt der gleichnamigen zentralen Provinz. Sie wurde lange von Rebellen kontrolliert, steht seit 2014 aber wieder unter der Kontrolle der Regierungstruppen.

Erst am Freitag waren bei einem Selbstmordattentat nahe der nordsyrischen Stadt Al-Bab dutzende Menschen getötet worden. Bis Samstag stieg die Zahl der Todesopfer auf 77, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Zu dem Anschlag hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, die am Tag zuvor von protürkische Rebellen aus Al-Bab vertrieben worden war.

Die neue Runde von Friedensgesprächen wurde am Samstag in Genf fortgesetzt. Der UN-Gesandte Staffan de Mistura wollte das ganze Wochenende über in separaten Treffen mit den Delegationen von Regierung und Opposition beraten. Am Freitag war vor allem über das Format der Gespräche und weniger über konkrete Lösungen gesprochen worden, wie beide Seiten erklärten.

Eines der wesentlichen Hindernisse für einen echten Durchbruch ist die ungeklärte Zukunft Assads. Während die Aufständischen seinen Rücktritt fordern, ist dies für die Regierungsdelegation nicht verhandelbar. (AFP)

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