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Politik: Kurdenrebellen greifen türkische Armee an

PKK schießt mit schweren Waffen aus dem Irak / Ankara verfolgt Kämpfer ins Nachbarland

Mit einem Angriff auf einen türkischen Außenposten in Südostanatolien hat die kurdische Rebellengruppe PKK der türkischen Armee einen schweren Schlag versetzt. Mindestens 15 Soldaten wurden bei dem Angriff auf den Posten bei dem Dorf Aktütün nahe der Grenze zum Irak getötet, gab der türkische Generalstab am Samstag bekannt. Bei dem Gefecht wurden demnach 23 PKK-Kämpfer getötet, zwei Soldaten werden noch vermisst. Aus türkischer Sicht besonders bedenklich war, dass die aus dem Irak kommenden PKK-Kämpfer bei dem Angriff erstmals von schweren Waffen unterstützt wurden, die von irakischem Territorium den Armeeposten auf türkischem Gebiet unter Beschuss nahmen. Eine erneute türkische Militärintervention im Nordirak erscheint wahrscheinlich.

Am kommenden Mittwoch wird das türkische Parlament voraussichtlich eine Verlängerung des vor einem Jahr verabschiedeten Mandats für militärische Irak-Operationen beschließen. Unter dem derzeitigen Mandat hatte die Armee im Februar mehrere Tausend Soldaten nach Nordirak geschickt, um gegen die PKK vorzugehen. Seitdem hatten türkische Politiker und Militärs mehrfach betont, die Kurdenrebellen seien entscheidend geschwächt.

Nicht zuletzt deshalb mutete der PKK- Angriff in Aktütün wie eine Machtdemonstration der Rebellen an. Die meisten türkischen Soldaten seien durch den Beschuss von irakischem Territorium aus getötet worden, erklärte die Armee. Nach Medienberichten setzte die PKK Raketenwerfer ein. In Aktütün erlitt die Armee die schwersten Verluste in einem Gefecht gegen die PKK seit Jahresbeginn. Fast genau vor einem Jahr waren bei einem PKK- Hinterhalt in Daglica, nur etwa 30 Kilometer von Aktütün entfernt, mindestens zwölf türkische Soldaten getötet worden.

Staatspräsident Abdullah Gül verurteilte den Angriff und kündigte an, der Kampf gegen die PKK gehe weiter, „koste es, was es wolle“. Der Präsident sagte wegen der angespannten Lage eine Reise nach Frankreich ab. Zugleich warf Gül – offenbar mit Blick auf die schweren Waffen der PKK – die Frage auf, wie die Rebellen es geschafft hätten, die Armee so anzugreifen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan brach eine Reise in die Mongolei ab. Die Nato und die EU verurteilten den Angriff scharf. „Die Nato-Verbündeten sind im Kampf gegen den Terrorismus solidarisch“, erklärte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am Samstag in Brüssel.

Unterdessen deutete die Armeeführung die Möglichkeit einer neuen türkischen Intervention im Irak an. Der Kampf gegen die PKK werde „mit wachsender Entschlossenheit im Inland wie im Ausland“ geführt, erklärte der Generalstab. Die Internetausgabe der Zeitung „Hürriyet“ meldete am Samstag, Mitglieder türkischer Elitetrupps hätten bei der Verfolgung der PKK-Angreifer von Aktütün bereits die Grenze zum Irak überschritten. Nach Berichten aus dem Nordirak griffen türkische Kampfflugzeuge am Samstag zudem das Hauptquartier der PKK in den nordirakischen Kandil-Bergen an.

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