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Politik: „Lass die Spielereien“

Joschka Fischer traut Grünen-Chef Bütikofer nicht so recht – die Rivalität geht in eine neue Runde

Von Matthias Meisner

Berlin - Es ist der zweite Warnschuss binnen weniger Wochen. Unmittelbar vor der Landtagswahl in Nordrhein- Westfalen hat Joschka Fischer erneut signalisieren lassen, dass er sich von Grünen-Chef Reinhard Bütikofer nicht alles gefallen lassen werde. „Die schon länger währende Fehde“ der beiden Spitzen- Grünen verschärfe sich, meldet der „Spiegel“ unter Hinweis auf die Visa-Affäre. Nur aus Rücksicht auf den Landtagswahlkampf habe der Außenminister „seinen Groll unterdrückt“.

Zum Charakter derartiger Meldungen gehört, dass sie auf klare Quellen verzichten. Ein nicht genannter Fischer-Vertrauter wird von dem Hamburger Magazin zitiert: „Joschka wartet auf den Tag der Abrechnung. Ganz oben auf der Liste steht Bütikofer.“ In ähnlichem Tenor hatte schon die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ Mitte April berichtet. Bütikofer profiliere sich „um jeden Preis – bis an die Grenze zur Unkollegialität“, hieß es dort. Er befinde sich mit Co-Chefin Claudia Roth in einem „medialen Übertrumpfungswettbewerb“. Von einer „unverhohlenen Kampfansage Bütikofers an Fischer“ war weiter die Rede – auch die „FAS“ benannte ihre Informanten nicht.

Tatsächlich war das Verhältnis von Fischer und Bütikofer nie richtig gut – nie jedenfalls so wie das von Fischer zu Bütikofers Vorgänger Fritz Kuhn. Es hatte sich nur zwischendurch entkrampft, als Bütikofer Ende 2002 zusammen mit Angelika Beer den Grünen-Vorsitz übernahm. Geärgert hat sich Fischer dann im Frühjahr, als er wegen der Visa-Vorwürfe mächtig unter Druck stand – fast immer übrigens über Aussagen Bütikofers in Tagesspiegel-Interviews. Mitte März hatte der Parteichef dort erklärt, durch Fehler Fischers hätten die Grünen „an Glaubwürdigkeit“ verloren. Weiter zurück liegt die Aussage Bütikofers, vor einem Abschied der Gründergeneration müsse die Partei „jetzt nicht zittern“. „Lass die Spielereien“, soll Fischer laut „Spiegel“ Bütikofer in einem Telefonat angeherrscht haben.

Eine harte Abrechnung der Parteifreunde erwartet niemand. Eher bleibt es ein schwelender Konflikt. Ein „Schmarren, der offenbar der blühenden Fantasie des Verfassers entspringt“, kommentierte Fischers Sprecher Walter Lindner die „Spiegel“-Meldung. Die umstrittenen Interview-Passagen Bütikofers tauchen derweil auf der Grünen-Seite im Internet nicht mehr auf.

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