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Eintrag ins Kondolenzbuch in der Kapelle im Militärlager in Mazar-i-Sharif. Foto: ddp

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Politik: Letzte Ehre für die Kameraden

Trauerfeier in Afghanistan/Differenzen zwischen Bundeswehr und Isaf

Mazar-i-Sharif - Bei einer Trauerfeier in Nordafghanistan haben 1500 Soldaten aus 19 Ländern ihren vier getöteten deutschen Kameraden die letzte Ehre erwiesen. „Von ihnen nehmen wir nun Abschied, als wäre es ein Stück von uns“, sagte der Bundeswehrgeneralinspekteur Volker Wieker am Sonntagnachmittag bei der Zeremonie im Isaf-Hauptquartier in Mazar-i-Sharif. Den anwesenden Soldaten dankte er für ihren Einsatz. „Ich bin froh und ein wenig stolz, zu Ihnen zu gehören.“ Der Generalinspekteur warnte vor einer innenpolitischen Debatte in Deutschland über den Sinn und die Dauer des Afghanistan-Einsatzes.

Die Taliban betrachteten es als „strategisches Spiel“, den Rückhalt der Bundeswehrsoldaten in der Heimat und die politische Entschlossenheit von Regierung und Parlament zu beeinträchtigen. Der Gegner wolle „eine öffentliche Debatte in Deutschland, deren Dramaturgie er durch Zeit, Ort und Wahl der Mittel“ bestimmen könne. „Aber das dürfen und das werden wir nicht zulassen, um unserer Sicherheit und der afghanischen Bevölkerung willen“, sagte Wieker.

Am Donnerstag waren in der nordafghanischen Provinz Baghlan insgesamt vier Bundeswehrsoldaten durch die Explosion einer Sprengfalle sowie durch Raketenbeschuss getötet worden. Die Särge sollten nach der Trauerfeier zum Stützpunkt Termes in Usbekistan geflogen werden. Wann von dort aus der Rücktransport nach Deutschland starten kann, ist wegen des geltenden Flugverbots in Europa weiter unklar.

Vor der Isaf-Operation „Taohid“, bei der die deutschen Soldaten starben, hat es offenbar Differenzen zwischen der deutschen Einsatzleitung in Nordafghanistan und dem US-geführten Hauptquartier in Kabul gegeben. General Frank Leidenberger habe im Hauptquartier der Nato-Truppe Isaf darauf hingewiesen, dass wegen eines Truppentausches „keine maximale Unterstützung für die Operation zu diesem Zeitpunkt möglich wäre“, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin einen Bericht der „Bild am Sonntag“. Die Einsatzzentrale, die dem Kommandeur der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf), US-General Stanley McChrystal, untersteht, habe jedoch auf einem zeitnahen Beginn der Operation bestanden, heißt es in dem Medienbericht. Laut der Zeitung sah Leidenberger seine Truppe, die gerade wieder den alle paar Monate fälligen Komplettaustausch bewältigt hatte, dem Auftrag offenkundig nicht gewachsen. Die deutschen Bedenken gegen den Beginn der Operation „Taohid“ hätten sich nicht nur gegen den Zeitpunkt gerichtet, sondern auch gegen die Zuverlässigkeit der verbündeten afghanischen Armee (Ana). Statt der zugesagten 1300 Ana-Soldaten waren zu Beginn der Operation nach Informationen der Zeitung nur einige Hundert verfügbar. Die Kooperation wird wohl auch Thema der Gespräche sein, die McChrystal ab Dienstag in Berlin führen will.

Unterdessen nannte der oberste deutsche Nato-General Egon Ramms den Plan der internationalen Gemeinschaft für einen Abzug aus Afghanistan unhaltbar. Vor der Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen ab 2011 müssten die afghanischen Sicherheitskräfte bestimmte Voraussetzungen erfüllen, forderte er im „Focus“. Er sehe trotz aller Bemühungen der Nato-Truppen nicht, dass diese Bedingungen in absehbarer Zeit erfüllt würden.

In Afghanistan hat Präsident Hamid Karsai einen neuen Chef der sogenannten Unabhängigen Wahlkommission (IEC) ernannt. Wie ein Sprecher Karsais am Samstag in Kabul mitteilte, übernimmt der Islamgelehrte Fasel Ahmad Manawi das Amt von Asisullah Ludin, der Anfang April auf Druck der internationalen Gemeinschaft seinen Rücktritt eingereicht hatte. Manawi ist Professor für islamisches Recht und gehörte der IEC bereits als einfaches Mitglied an. Im Herbst stehen in Afghanistan Parlamentswahlen an. ddp/AFP

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