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Libanon: Gedenken und Protest

Mit einer Gedenkminute und Schimpftiraden gegen den syrischen Präsidenten Baschar al Assad haben in Beirut zehntausende Libanesen an das Attentat auf den früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri vor zwei Jahren erinnert.

Beirut - Drusenführer Walid Dschumblatt rief den Menschen, die sich in der Nähe von Hariris Grabmoschee in der Innenstadt versammelt hatten, zu: "Assad ist ein Affe, eine Schlange und ein Monster." Er deutete an, der syrische Präsident stecke hinter Hariris Ermordung. Hariris Sohn Saad, der das politische Erbe seines Vaters angetreten hat, sagte: "Wir wollen ein internationales Gericht, damit wir wissen, wer meinen Vater umgebracht hat." Viele Menschen schwenkten libanesische Flaggen, einige auch Bänder in der blauen Farbe von Hariris Zukunftspartei. Am Mittag legten die Demonstranten eine Gedenkminute ein. Kirchenglocken läuteten. Überall in der Stadt ertönten über Lautsprecher Koran-Verse.

Hariri, der sich in den Monaten vor seinem Tod mit der Führung der damaligen Schutzmacht Syrien überworfen hatte, war am 14. Februar 2005 in Beirut einem Sprengstoffattentat zum Opfer gefallen. Die Siniora-Regierung will die Gründung eines internationalen Tribunals zur Aufklärung des Anschlags. Die pro-syrische Opposition lehnt dies zwar nicht direkt ab. Sie hat die Prozeduren zur Einrichtung des Tribunals aber bislang verzögert.

Veranstaltung verläuft ruhig

Die Gedenkveranstaltung, die von den Anhängern der Regierungsmehrheit organisiert worden war, verlief friedlich, obwohl den Demonstranten rund 500 Angehörige der Oppositionsbewegung gegenüber standen. Die Anhänger der Opposition, die von der schiitischen Hisbollah angeführt wird, halten auf dem Platz in der Nähe von Hariris Grabmoschee seit Anfang Dezember einen Sitzstreik ab, mit dem Ziel die Regierung von Hariris Freund Siniora zu stürzen. Ihre Zeltstadt war von den Sicherheitskräften am Mittwoch abgeriegelt worden, um gewaltsame Zusammenstöße zu vermeiden.

Am Dienstag waren bei einem Sprengstoffanschlag auf zwei Busse in einem christlichen Dorf nordöstlich von Beirut drei Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. (tso/dpa)

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